Vontobel Spendeninitiative unterstützt die Zusammenführung auseinandergerissener Familien

30.11.2020 Lesezeit: 3 Minute(n)

Vontobel unterstützt mit der internen Spendeninitiative 2020 das Restoring Family Links-Programm des IKRK. Es vereint Familien, die aufgrund von militärischen Konflikten, Naturkatastrophen und Migration auseinandergerissen wurden. In einem Livestream stellte IKRK-Präsident Dr. Peter Maurer digitale Lösungen für die humanitäre Arbeit vor und sprach über die derzeitigen Herausforderungen fürs IKRK. Schauen Sie sich das Replay jetzt an.

Peter Maurer bedankte sich bei Vontobel auch für die letztjährige Spendensumme, welche 70’000 Kleinkindern in Nigeria den Zugang zum digitalen Doktor ALMANACH ermöglichte. Gemäss neuen Studienresultaten werden kranke Kinder, die das Gesundheitspersonal vor Ort mit der Unterstützung des ALMANACH behandelt, drei Mal schneller wieder gesund.

Führend bei Familienzusammenführungen

Anschliessend kam Peter Maurer auf das «Restoring Family Links»-Programm zu sprechen. Heute ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) der grösste Akteur für Familienzusammenführungen weltweit und arbeitet auf der rechtlichen Grundlage von den Zusatzprotokollen der Genfer Konventionen. Dank seines weitreichenden Netzwerks kann des IKRK jedes Jahr 10’000 vermisste Familienmitglieder wiederfinden. Als weltumspannende Organisation arbeitet es mit nationalen Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften zusammen, die wiederum lokal verankert sind. Das Restoring Family Links-Programm entstand bereits in der Zeit des französisch-preussischen Kriegs 1870/1871.

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Georg Schubiger, Head of Wealth Management, und Peter Maurer, IKRK-Präsident, eröffnen die interne Vontobel Spendeninitiative 2020

Traditionelle Suchmethoden stossen an ihre Grenzen

Im Jahr 2019 hat das IKRK zwar 10’000 vermisste Familienmitglieder wiedergefunden. Dem gegenüber stehen 25’000 neue Vermisstenfälle und insgesamt 140’000 Vermisstenfälle, die noch ungelöst sind. Allein mit traditionellen Methoden lassen sich unmöglich alle Suchanfragen bewältigen. Die digitale Suchplattform «Trace the Face» ist eine neue Lösung und wurde 2012 in Europa aufgeschaltet. Seitdem ist die Anzahl der Familienangehörigen, die wieder zueinander gefunden haben, sukzessive gestiegen.

Suchplattform «Trace the Face» erhöht die Erfolgsquote

Ein grosser Teil der Suchaufträge wird aus Sicherheits- und Datenschutzgründen im «Trace the Face»-Backoffice abgewickelt. Suchende Menschen können aber auf der öffentlichen Webseite ihr eigenes Foto veröffentlichen. Im Idealfall erkennt jemand die abgebildete Person und meldet sich. Das IKRK will «Trace the Face» weltweit implementieren. Die Suchplattform wird alle Rotes Kreuz- und Halbmondgesellschaften sowie IKRK-Delegationen vernetzen und Suchprozesse vereinfachen, automatisieren und beschleunigen. Ein Teil der Spendensumme fliesst ausserdem in die Bekanntmachung, denn je mehr Menschen die digitale Suchplattform kennen und nutzen, desto mehr Familien können ihre Liebsten wiederfinden.

Vermisste Söhne wiedergefunden

Zur Veranschaulichung eine Erfolgsgeschichte von «Trace the Face»: Zwei Buben, beide im Schulalter, werden in der Region Jalalabad in Afghanistan vermisst. Die Eltern wenden sich an das Rote Kreuz in Afghanistan, welches wiederum das Rote Kreuz in Peshawar/Pakistan kontaktiert. Mitarbeitende machen sich auf den Weg zu einem Waisenhaus in Pakistan mit dem Foto der suchenden Eltern in der Hand. Die vermissten Söhne erkennen ihre Eltern auf dem Foto und brechen in Tränen aus. So kann die Familie nach zwei Jahren Trennung wiedervereint werden. Eine globale Datenbank ist das erklärte Ziel des IKRK, um noch mehr Familien zusammenzubringen.

 

 

Eine Auswahl von Fragen, die Schirmherr Georg Schubiger und Livestream-Teilnehmende gestellt haben

Wie schöpft das IKRK die Möglichkeiten der Digitalisierung aus?
Humanitäre Aktionen werden zunehmend hybrid. In den Krisengebieten vor Ort präsent sein und den persönlichen Kontakt herstellen ist weiterhin unablässig. Gleichzeitig unterstützt der Einsatz von digitalen Instrumenten bei der Suche nach Vermissten uns und unsere Mitarbeitende bei Einsätzen im Feld. Beispiele sind der ALMANACH oder «Trace the Face». Big Data ist ein weiteres Stichwort: Damit können wir die Bedürfnisse in fragilen Gebieten oft besser eruieren als mit einer Analyse vor Ort.

Wo sehen Sie Risiken der Digitalisierung?
Der Daten- und Persönlichkeitsschutz von Menschen ist von grösster Bedeutung. Darum wollen wir unter anderem mit ETH und EPFL im Dezember ein neues «Memorandum of understanding» unterzeichnen. Es geht hier um den Datenschutz bei der Nutzung von virtuellen Instrumenten für den humanitären Einsatz und darum, Forschungsarbeiten in diesem Bereich zu initiieren. Daten können Gutes bewirken, aber wenn sie in die falschen Hände geraten, können damit Gruppierungen gezielt angegriffen oder Individuen verfolgt werden.

Wie bewahren Sie sich Ihren Optimismus?
Mein Optimismus speist sich aus der Anerkennung, welches das IKRK für seine humanitären Einsätze bekommt. Die Anerkennung überwiegt bei weitem die Frustmomente, wenn zum Beispiel Vereinbarungen gebrochen werden und wir unseren Auftrag nicht erfüllen können. Viele von unseren 20'000 Mitarbeitenden berichten auch davon, wie sie die Widerstandkraft der Menschen in den Ländern motiviert, die Schlimmes erlebt haben, und trotzdem jeden Tag von neuem ihr Leben in die eigene Hand nehmen.