Die nächste Runde im Handelskonflikt hat begonnen

Insights, Insights, Geopolitik
10.07.2018 von Lars Kalbreier Lesezeit: 2 Minute(n)
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US-Präsident Trump erhob vergangenen Freitag Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf chinesische Waren im Wert von USD 34 Milliarden. Damit ging der von ihm ausgelöste Handelskonflikt in die nächste Runde. China kündigte umgehend an, diesen Schritt mit der Erhebung von Zöllen auf US-Importe mit einem vergleichbaren Gesamtwert zu kontern.

Diese Ereignisse sind eine neue Etappe in dem Handelskonflikt, der begann, als Donald Trump auf dem diesjährigen Gipfeltreffen in Davos die neue US-Strategie enthüllte, in deren Mittelpunkt die Schaffung «gleicher Wettbewerbsbedingungen» zwischen den USA und ihren Handelspartnern steht. Damit verfolgte er die Absicht, seit Jahrzehnten bestehende Handelsabkommen neu auszuhandeln und den Handel stärker auf Gegenseitigkeit auszurichten (die USA sind bei Weitem die offenste Wirtschaftsmacht der Welt), indem auf US-amerikanische Unternehmen, die Geschäfte im Ausland tätigen wollen, die gleichen Regeln angewendet werden wie auf ausländische Unternehmen, die auf dem US-Markt aktiv sein wollen. Nach anfänglicher Empörung kündigte die chinesische Regierung an, sie werde in Erwägung ziehen, die Beschränkungen für ausländische Beteiligungen an chinesischen Unternehmen aufzuheben und Zölle auf Automobilimporte zu senken.

Warum eskalierten die handelspolitischen Spannungen letzten Freitag nun doch?

Grund dafür sind die Zwischenwahlen, die Anfang November in den USA stattfinden. Den meisten Umfragen zufolge werden die Republikaner die Mehrheit im Kongress an die Demokraten verlieren. Dies würde Trumps Entscheidungsgewalt erheblich schwächen und zudem den Weg für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren ebnen, da ein solches Verfahren vom Kongress eingeleitet werden muss, was bei einer Mehrheit der Republikaner sehr unwahrscheinlich wäre. Daher muss US-Präsident Trump rasch Ergebnisse vorweisen. Ein Teilsieg im Handelskonflikt – beispielsweise durch die Ausweitung des Zugangs US-amerikanischer Unternehmen zum chinesischen Markt – würde seine Beliebtheit steigern, was ihm im Vorfeld der Zwischenwahlen sehr gelegen käme. So, wie die Verhandlungen derzeit verlaufen, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass rechtzeitig bis zu den Zwischenwahlen wesentliche Ergebnisse erzielt werden. Dies erklärt Trumps Entscheid, den Prozess zu beschleunigen, indem er seinen Worten am vergangenen Freitag Taten folgen liess.

Wie geht es jetzt weiter?

Zwei unterschiedliche Szenarien sind nun möglich:

  • Im ersten Szenario führen Trumps Zollerhebungen tatsächlich dazu, dass die Neuverhandlungen der Abkommen mit den Handelspartnern der USA beschleunigt werden und andere Wirtschaftsnationen sich dem Handel stärker öffnen. In diesem Fall würde der Welthandel künftig keineswegs beeinträchtigt, sondern vielmehr deutlich gestärkt werden, was dem globalen Wirtschaftswachstum Auftrieb verliehe.
  • Das zweite Szenario wäre wesentlich fataler. Lässt sich keine Einigung erzielen und entscheiden sich die Länder dazu, längerfristige Handelsbarrieren zu errichten, würde der Welthandel stark darunter leiden. Dies würde sich negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken und die Unternehmensgewinne belasten. Sinken die Unternehmensgewinne, so würden Unternehmen wiederum niedrigere Investitionsausgaben tätigen, Investoren geringere Anlagerenditen verzeichnen und Regierungen weniger Steuern einnehmen, wodurch die Wirtschaft weiter gebremst würde. Für Verbraucher gingen höhere Handelsbarrieren mit höheren Preisen und demzufolge mit einer geringeren Kaufkraft einher. Dadurch würden wiederum die Konsumausgaben sinken, was einen weiteren Rückgang der Unternehmensgewinne und letztlich höhere Arbeitslosenquoten nach sich zöge.

Entgegen der Überzeugung von US-Präsident Trump gibt es in einem weltweiten Handelskrieg nicht etwa Gewinner und Verlierer, sondern ausschliesslich Verlierer (ihn selbst eingeschlossen). Aus diesem Grund muss das zweite Szenario unter allen Umständen vermieden werden, denn es stellt mit Abstand das grösste Risiko für die Weltwirtschaft dar. Sollte die Vernunft siegen, so werden sich die Politiker für das erstere Szenario entscheiden und schon bald mit der Verhandlung neuer Handelsabkommen beginnen.

 

Die CIO Weekly Thoughts fokussieren und reflektieren Themen, die Lars Kalbreier während der Woche beschäftigt haben. Es ist vielmehr eine freie Meinungsäusserung, um gesunde Debatten unter den Lesern auszulösen, und keinesfalls eine Strategieempfehlung.

 

  

 

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