Die undemokratische Seite der Digitalisierung

Insights, Technologie
08.11.2018 Lesezeit: 2 Minute(n)

Das Plädoyer von Prof. Harald Welzer für einen neuen gesellschaftlichen Diskurs

In autoritären Regimen gilt sie als Inbegriff der Demokratie: Digitalisierung verspricht uns einen freien Zugang zu Informationen und einen offenen Diskurs für alle. Aber gleichzeitig stellen ihre neusten Entwicklungen unser Grundverständnis von Demokratie auf die Probe. Big Data und Künstliche Intelligenz sind nur zwei Beispiele dafür, was Digitalisierung mit uns macht, ohne dass wir «es» verstehen.

Prof. Dr. Harald Welzer, Professor für Soziologie

Wer digitale Geräte nutzt, hinterlässt digitale Spuren. Tag für Tag zeichnen sie ein Bild von uns, das wir nicht einmal ansatzweise zu fassen vermögen. Dabei geht es weniger um Bilder und Informationen über uns, die wir einmal ins Netz gestellt und von dort nicht mehr löschen können. Sondern auch um unser unbewusstes Verhalten bis hin zur Geschwindigkeit, mit der wir scrollen (und zum Beispiel diesen Text lesen). Was sagen all diese Informationsfragmente über uns? Wir wissen es nicht und wir können wir es nicht kontrollieren.
 

Bin ich, wer ich nicht sein will?

Das ist neu in der Geschichte der Demokratie: dass wir jemand – oder etwas? – sind, ohne darauf Einfluss nehmen zu können. Das ist deswegen so bemerkenswert, weil dieses digitale «Ich» die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatheit verwischt. Es – oder ich? – kann keine Website mehr nutzen, weder im Café noch zuhause, ohne dabei an der Optimierung ebendieser Website mitzumachen.

Im Prinzip ist sie nicht neu, diese Eigendynamik der Technik, sich über ihren ursprünglichen Zweck hinaus weiterzuentwickeln. Noch nie dagewesen ist hingegen, so Welzer, dass wir nicht mehr vorhersehen können, was die Technik mit uns Menschen macht. Denn noch nie habe eine Technik so tiefgreifend die Art und Weise bestimmt, wie wir Menschen miteinander verkehren: unsere Kommunikation.

Die Dummheit der künstlichen Intelligenz

Erfahren Sie im Video-Interview mit Prof. Dr. Harald Welzer, wie sich die Gesellschaft den Herausforderungen der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz stellen muss.

Über Prof. Dr. Harald Welzer

Prof. Dr. Harald Welzer ist Deutscher Soziologe und Gründer der gemeinnützigen Stiftung «Futurzwei». Der Bestsellerautor ist einer der konsequentesten Vordenker unserer Zeit. Er erforscht, wie unsere Gesellschaft den Weg in eine wünschenswerte Zukunft findet. Welzer ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Akademien.

Wer sind wir? Wie leben wir heute? Und wie wird die Digitalisierung unser Leben verändern? Die Frage nach der Zukunft bewegt die Gesellschaft mehr denn je. Antworten suchen Ingenieure, Mediziner, Politiker und jeder einzelne von uns. Das Video-Interview mit Harald Welzer ist einer von zahlreichen Beiträgen, die das Thema «Digitalisierte Gesellschaft» aus einem neuen, inspirierenden Blickwinkel beleuchten. Wir publizieren sie hier als Teil unserer Serie «Impact».

Wissenschaftliche Forschung verfolgen wir bei Vontobel mit grosser Neugierde und Aufmerksamkeit. Das gibt uns die Chance, neue Investment-Möglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Darum widerspiegeln unsere Themenportfolios und Themeninvestments auch Megatrends wie die Digitalisierung: Indem sie Unternehmen berücksichtigen, die wertvolle Beiträge zur Lösung von globalen Herausforderungen leisten.

Ich interessiere mich für Vontobel Themeninvestments
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