Whitepaper zum Machtpoker China vs. USA
Wer wird die Supermacht im digitalen Zeitalter? Und wie? 3 Szenarien von Eskalation bis Deeskalation.
Der Kampf um die Zukunft der Gesichtserkennung ist im vollen Gange. Doch das ist erst der Anfang. In Forschungslabors auf der ganzen Welt werden noch wesentlich aufdringlichere Überwachungsmethoden entwickelt.
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In den USA haben die Städte San Francisco, Somerville und Oakland kürzlich die Verwendung der Gesichtserkennung durch Strafverfolgungs- und Regierungsbehörden verboten, während Portland darüber spricht, die Verwendung der Gesichtserkennung vollständig zu verbieten, auch durch private Unternehmen. Ein Zusammenschluss von 30 privaten Organisationen, die zusammen mehr als 15 Millionen Mitglieder vertreten, fordert ein generelles Verbot der Gesichtserkennung durch die US-Strafverfolgungsbehörden.
In Grossbritannien haben Enthüllungen darüber, dass die Londoner Metropolitan Police den Entwicklern des Kings Cross Estate heimlich Gesichtserkennungsdaten für ein verdecktes Gesichtserkennungssystem zur Verfügung gestellt hat, Empörung ausgelöst und eine Untersuchung gefordert. Das Büro des Informationskommissars hat eine Untersuchung der Rechtmässigkeit des Programms eingeleitet. Der Skandal ereignete sich jedoch gleichzeitig mit einem Grundsatzurteil des High Court in Cardiff, wonach die Anwendung der Gesichtserkennung durch die Polizei in Südwales legal ist. (Die Entscheidung wird wahrscheinlich angefochten).
Die Gesichtserkennung ist jedoch nur die Spitze dieses gewaltigen Eisbergs staatlicher Überwachung. Wenn strengere Vorschriften für die Verwendung der Gesichtserkennung erlassen werden, ist es möglich, dass wir einfach auf eine oder mehrere der anderen Arten von Überwachungstechnologien umsteigen, die derzeit entwickelt werden. Viele sind gleichermassen, wenn nicht sogar invasiver als die Gesichtserkennung - und möglicherweise noch schwerer zu regulieren. Hier ein Blick auf die drohenden Technologien der Zukunft.
Das rapide wachsende Feld der Verhaltensbiometrie basiert darauf, Individuen anhand ihrer Bewegungs- oder Verhaltensmuster zu erkennen. Ein Beispiel ist die Gangerkennung, die möglicherweise die nächste grosse Überwachungstechnologie darstellt. Insbesondere wenn die Gesichtserkennung strengeren Vorschriften unterliegt. Die Technik wird bereits von der Polizei in China erprobt, die häufig führend ist, wenn es darum geht, neue Wege zu finden, um die Menschen zu überwachen. Ob sie es mögen oder nicht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Person anhand ihres Ganges zu erkennen. Die Methode, die von der chinesischen Polizei erprobt wird, basiert auf der Technologie einer Firma namens Watrix und die benutzt Videos von Überwachungskameras, um die Bewegungen einer Person beim Gehen zu analysieren. In einem kürzlich erteilten Patent beschreibt Watrix ein Verfahren zum Trainieren eines KI-Systems unter Verwendung eines neuronalen Faltungsnetzwerks, mit dem Tausende von Datenpunkten über eine Person analysiert werden können, während sie sich bewegen. Von der Länge ihres Schrittes bis zum Winkel ihrer Arme verwenden sie diese Parameter, um Personen anhand ihrer «Gangaufzeichnung» zu erkennen. Watrix behauptet, dass seine Systeme eine Genauigkeit von bis zu 94 Prozent erreichen und dass es die weltweit grösste Datenbank mit Gangaufzeichnungen enthält.
Mit den von Watrix und anderen entwickelten visuellen Methoden der Gangerkennung können Personen aus der Ferne, auch in Menschenmassen oder auf der Strasse, auf ähnliche Weise identifiziert werden wie mit der Gesichtserkennung - was einen schnellen und einfachen Ersatz darstellen könnte wenn die Gesichtserkennung verboten würde. Zunehmend sammeln viele Videoüberwachungssysteme multimodale biometrische Daten. Das bedeutet, dass sie möglicherweise gleichzeitig Gesichtserkennung und Gangerkennung verwenden, was theoretisch sowohl die Genauigkeit als auch die Identifizierungsmöglichkeit von Personen erhöht, die von den Kameras abgewandt sind.
Eine andere Methode zur Identifizierung von Menschen durch ihren Gang, basiert auf im Boden eingebetteten Sensoren. Forscher der Universität Manchester nutzten Daten aus 20.000 Schritten von 127 Personen, um ein neuronales Netzwerk anzulegen. Es wurden 24 verschiedene Faktoren erkannt, wie die Schrittfrequenz einer Person abläuft und welche Zeit sie benötigt, um von einer Ferse zur nächsten zu wechseln. Mithilfe dieses Systems konnten sie die Menschen mit einer Genauigkeit von über 99 Prozent in drei «realen» Szenarien identifizieren: am Arbeitsplatz, in der häuslichen Umgebung und an Sicherheitskontrollen am Flughafen.
Den Forschern zufolge besteht der Vorteil dieser Art der Identifizierung gegenüber visuellen Systemen darin, dass sie weniger invasiv ist und weniger dazu neigt, durch Objekte oder andere Personen gestört zu werden, die die Sicht der Kamera verdecken. Oder anders: Die überwachten Personen erkennen kaum, dass sie überwacht werden. Sie bemerken vielleicht, dass sie von Kameras beobachtet werden, aber sie bemerken die Sensoren im Boden nicht.
Ihr Herzschlag und Ihr Atmungsmuster sind so einzigartig wie Ihr Fingerabdruck. Eine kleine, aber wachsende Anzahl von Fernerkundungstechnologien wird entwickelt, um Vitalfunktionen aus der Ferne zu erkennen, die durch Haut, Kleidung und in einigen Fällen sogar durch Wände dringen.
Im Juni ging das Pentagon mit einem neuen laserbasierten System an die Öffentlichkeit, mit dem Personen aus einer Entfernung von bis zu 200 m identifiziert werden können. Die als Jetson bezeichnete Technologie verwendet eine als Laser-Doppler-Vibrometrie bekannte Technik, um durch Ihren Herzschlag verursachte Oberflächenbewegungen zu erfassen.
Das Ziel ist, in der Lage zu sein, ein Objekt innerhalb von fünf Sekunden anhand seines Herzsignals oder «Herzabdrucks» zu identifizieren. Im Moment hat das Pentagon-System jedoch eine Reihe von Einschränkungen: Das Ziel muss stehen bleiben, leichte Kleidung tragen (dicke Kleidung, wie ein Mantel, kann das Signal stören) und vor allem muss eine klare Sichtlinie zwischen dem Laser und dem Ziel vorhanden sein.
Mäntel, Mauern, sogar Steine und Schutt sind jedoch kein Hindernis für eine völlig neue Überwachungstechnologie. Die Forscher arbeiten intensiv an der Entwicklung radarbasierter Systeme, mit denen die Vitalfunktionen für eine Reihe von anderen Zwecken verfolgt werden können. Von der nicht-invasiven Überwachung von Patienten, über die Unterstützung bei medizinischen Diagnosen, bis hin zur Suche nach Überlebenden bei Such- und Rettungsaktionen.
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Elise Thomas ist Autorin von WIRED, UK
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