Zeit für Elon Musk weiterzuziehen?

Insights, Insights, Geopolitik
04.09.2018 von Lars Kalbreier Lesezeit: 2 Minute(n)

Elon Musk, der visionäre CEO von Tesla, hat in der Vergangenheit schon mehrfach ganze Branchen nachhaltig verändert. Es begann mit der Zahlungsverkehrsbranche, die er als Mitbegründer des Online-Bezahldienstes PayPal revolutionierte, den er dann 2002 an eBay verkaufte. Danach wandte er sich mit der Gründung von Tesla und SpaceX Elektroautos und Weltraumraketen zu.

Beide Unternehmen erzeugten in ihren jeweiligen Branchen Verwerfungen. Tesla wurde zum weltweit grössten Hersteller von Elektrofahrzeugen und zwang traditionelle Giganten der Automobilindustrie, ihre Entwicklungspläne für Elektrofahrzeuge (EV, Electric Vehicle) rascher voranzubringen. SpaceX entwickelte die ersten wiederverwendbaren Weltraumraketen. Diese brachten drastische Einsparungen bei den Kosten für das Erreichen der Erdumlaufbahn und sicherten dem Unternehmen einen Vertrag mit der US-Weltraumbehörde NASA.

Trotz aller Genialität ist Elon Musk mit Tesla zuletzt in unruhiges Fahrwasser geraten. Nach dem hochpreisigen Model S wurde die Markteinführung des ersten erschwinglichen Massenmarktprodukts, Tesla Model 3, mehrfach verschoben. Als die Produktion dann endlich aufgenommen wurde, konnten die Produktionsziele nicht eingehalten werden. Die Liquidität des Unternehmens ging in der Folge zurück und die Tesla-Aktie bereitete den Anlegern mehr und mehr Sorgen. Das bewog Musk dazu, sich auf Twitter gedanklich mit der Privatisierung der Gesellschaft auseinanderzusetzen (die er später wieder verwarf). Vergangene Woche sprach sich BlackRock, einer der grössten institutionellen Anleger von Tesla, für einen Rücktritt von Elon Musk aus.

Worin liegen also die Hauptprobleme für Tesla?

Tesla leidet unter drei zentralen Problemen.

  • Erstens wagt sich Elon Musk mit dem Eintritt in die Massenfertigung auf ein Gebiet, in dem ganz andere Fähigkeiten als die eines Innovators gefragt sind. Elon Musk hat keinerlei Erfahrung mit der Serienproduktion von Autos. Hier dominieren seit Jahrzehnten deutsche und japanische Hersteller.

  • Zweitens hatte Tesla bei seiner Gründung 2003 einen Erstanbietervorteil: Traditionelle Autobauer waren noch immer auf ihr Kerngeschäft ausgerichtet – die Fertigung von Benzin- und Dieselfahrzeugen – und konnten nicht ganz von vorne anfangen und sich rein auf die Produktion von Elektrofahrzeugen konzentrieren. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Neue Umweltstandards und die jüngsten Diesel-Skandale haben dazu geführt, dass Elektroautos für alle grossen Automobilhersteller zu einem strategischen Schwerpunkt geworden sind.

  • Drittens braucht Tesla in einer immer wettbewerbsintensiveren Branche einen CEO, der sich wie die CEOs aller grossen Autohersteller weltweit ausschliesslich dem Unternehmen widmet. Das ist nicht möglich, solange Elon Musk auch andere grosse Gesellschaften wie SpaceX und Solarworld lenkt.

Kurzum liegt das Hauptproblem im Wechsel vom Innovator, der sich auf Neuland wagt, hin zu einem Massenproduzenten in einer zunehmend überlaufenen Branche. Für Tesla und Elon Musk wäre es vermutlich das Beste, er würde die Führung des Unternehmens abgeben (wobei er mit seinem Anteil von 20 Prozent nach wie vor ein einflussreicher Aktionär bleiben könnte) und sich auf einem Gebiet betätigen, auf dem Innovationskraft wichtiger und der Wettbewerb weniger hart ist. Insofern sollte er sich über SpaceX auf seine Weltraumraketen konzentrieren oder eine andere Branche revolutionieren, beispielsweise den städtischen Nahverkehr über sein Projekt Hyperloop.

 

Die CIO Weekly Thoughts fokussieren und reflektieren Themen, die Lars Kalbreier während der Woche beschäftigt haben. Es ist vielmehr eine freie Meinungsäusserung, um gesunde Debatten unter den Lesern auszulösen, und keinesfalls eine Strategieempfehlung.

  

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