Axel Schwarzer, Head of Vontobel Asset Management
In seiner Eröffnung wies Dustin Neuneyer, Head of Continental Europe, PRI, auf die Dringlichkeit der Lage hin: 2018 erreicht der weltweite CO2-Ausstoss einen historischen Höchstwert. Danach übernahm Axel Schwarzer, Head of Vontobel Asset Management, das Mikrofon: «Climate change is no fake news for us». Das würden immer mehr institutionelle und private Investoren begreifen und die daraus entstehenden Chancen ergreifen. Seit 2016 hätten ESG-Investments (ESG: Environmental, Social and Governance) weltweit um fast 50% zugenommen.
Investitionsstrategien im Hinblick auf eine CO2-neutrale Zukunft
Um das Ziel einer Erderwärmung von maximal 1,5 Grad zu erreichen, müsste der globale Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und bis 2050 auf netto null sinken. Mit dieser Einleitung wandte sich Sagarika Chatterjee, Director of Climate Change, PRI an Teilnehmenden der ersten Podiumsdiskussion und fragte sie, welche Low Carbon-Strategie sie verfolgen würden.
Claudia Bolli, Head Responsible Investing, Swiss Re, verwies darauf, dass die Swiss Re einen holistischen Investmentansatz verfolge. Dieser gehe über den CO2-Ausstoss als einziges Kriterium hinaus. Sie erläuterte, dass Swiss Re die ESG-Kriterien systematisch in den Investmentprozess integriert und dabei auch ESG-Benchmarks implementiert.
Die Highfligher unter den Low Carbon-Strategien finden
Pascal Dudle, Head of Global Trend Investing
Auch Pascal Dudle, Head of Global Trend Investing, Vontobel Asset Management, kritisierte die klassische Messung des CO2-Fussabdrucks. Sie berücksichtige meist nur die direkten Emissionen bei der Herstellung, vernachlässige aber die vermiedenen Emissionen über die Lebensdauer energieeffizienter Produkte. So benötigt beispielsweise die Herstellung eines dreifach-verglasten Fensters mehr Energie als einfach verglastes. Aufgrund der besseren Isolationsfähigkeit spart Dreifachverglasung später aber ein Vielfaches an Energie und damit CO2-Emmissionen ein. Zudem betonte Dudle, wie wichtig die Wahl des Sektors ist. Gerade in CO2-intensiven Bereichen wie dem Gebäude-, Verkehrs-, Industrie- oder Energiesektor bietet der Übergang zu einer CO2-neutraleren Wirtschaft innovativen Firmen mit klimafreundlichen Produkten und Dienstleistungen grosse Chancen.
Im Aufwind: Klimabezogene Finanzrisiken bewerten
Eine Erfolgsmeldung verkündete Edward Baker, Senior Policy Adviser – Climate and Energy Transition, PRI. Immer mehr Investoren und Unternehmen veröffentlichen Informationen bezüglich klimabezogenen Finanzrisiken gemäss den Richtlinien der Task Force on Climate related Financial Disclosures (TCFD). Das hilft nicht nur Anlegern und anderen Interessengruppen fundierte Anlageentscheide zu treffen, sondern auch den Unternehmen selbst, diese Risiken zu verstehen und aktiv zu verkleinern.
Einfluss nehmen: Active Ownership und Climate Action 100+
Climate Action 100+ ist ein Initiative, die institutionelle Anleger ins Leben gerufen haben. Damit wollen sie Unternehmen, in die sie investieren, zur CO2-Reduktion bewegen. Dieser Ansatz ist auch als Active Ownership bekannt – aktives Aktionärstum. Konkret geht es darum, Eigentümer- und Stimmrechte zu nutzen, um positive Veränderungen zu bewirken.
Über Active Ownership diskutierten auch die Teilnehmenden der zweiten Podiumsdiskussion: Dr. Agnes Neher, Sustainable Investment Analyst, Bank J. Safra Sarasin; Christopher Greenwald, Head of Sustainable and Impact Investing Research and Stewardship, UBS Asset Management und Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos Stiftung. Sie treten mit Unternehmen in den Dialog, um sie zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen und klimabezogene Risiken offenzulegen. Dabei bringen sie den Unternehmen TCFD-Prinzipien näher, informieren sie über Benchmark-Werte und legen ihnen nahe, Klima-Szenario-Analysen durchzuführen, um Schwächen in der Nachhaltigkeitsstrategie aufzudecken.
Klimaschutz ja, aber nicht auf Kosten der Schwächsten
Die Vorgabe, die CO2-Emissionen massiv zu senken, wird bei vielen Branchen einen Strukturwandel auslösen. Dadurch eröffnen sich einerseits neue Möglichkeiten der Wertschöpfung und neue, saubere Arbeitsplätze. Andererseits wird es in der Übergangsphase soziale Herausforderungen geben. So benötigen zum Beispiel Menschen, die ihre Arbeit in nicht nachhaltigen Industrien verlieren werden, neue Perspektiven.
ESG-Kriterien sind bei der jungen Generation ein Must-have
Lars Kalbreier, CIO, Vontobel Wealth Management
Zum Abschluss des Anlasses bedankte sich Lars Kalbreier, CIO, Vontobel Wealth Management, bei PRI für die vielen neuen Ideen, die er auch für das Wealth Management mitnehmen könne. Er beobachte, dass für die junge Generation ESG-Kriterien beim Investieren kein Nice-to-have, sondern ein Must-have sind. Den Finanzdienstleistern im Raum gab er Folgendes mit auf den Weg: «Wendet nicht nur die ESG-Kriterien an. Walk the talk». In diesem Sinne war auch das Vontobel Gastgeschenk gemeint, nämlich der Upcycling-Shopperbag, hergestellt aus einem Vontobel Megaposter.
Das Megaposter der neuen Imagekampagne wurde zu 500 Shoppertaschen weiterverarbeitet.
Die Initiative der Vereinten Nationen «Prinzipien für Verantwortliches Investieren» (PRI), die weltweit rund 2000 Unterzeichner vor allem aus der Finanzwelt zählt, hat Vontobel im Jahre 2018 mit einem überdurchschnittlich guten Rating für ihre nachhaltigen Investmentstrategien ausgezeichnet. Vontobel gehört seit 2010 zu den Unterzeichnern der Initiative. Im Reporting 2018 liegt Vontobel bei sechs von sieben bewerteten Modulen über dem Benchmark.