Die Begriffe, die uns prägen

Geopolitics, Pandemics
09.10.2022 Lesezeit: 10 Minute(n)
image

Wir werden tagtäglich mit ihnen konfrontiert. Sie erscheinen als Push-Benachrichtigungen auf unseren Telefonen, liefern Gesprächsstoff für Dinnerpartys und dominieren die Schlagzeilen. Doch inwieweit erfassen wir ihre tiefere Bedeutung? Ein Verständnis von Begriffen der Makroökonomie verschafft uns ein besseres Verständnis der Welt – und des Anlegens. Im Folgenden beleuchten wir einige zentrale Konzepte.

Black Swan Event

Dieser Begriff ist eine Metapher für ein unvorhersehbares, unerwartetes, seltenes oder unwahrscheinliches Ausnahmeereignis, das die Märkte stark belastet. Ein solches Ereignis entfaltet auf kurze und lange Sicht weitreichende negative Auswirkungen, die ein hohes Mass an Unsicherheit zur Folge haben. Der Begriff «Black Swan» wurde von Nassim Nicholas Taleb, einem ehemaligen Finanzhändler an der Wall Street definiert, und wird tendenziell im Nachhinein oftmals rationalisiert, indem behauptet wird, es hätte die ganze Zeit über Anzeichen dafür gegeben.

Wie wird der Begriff in der heutigen Welt verwendet? Nun, viele Menschen bezeichnen die Pandemie als Black Swan Event. Als Anfang 2020 erstmals von Fällen einer mysteriösen Lungenerkrankung in China berichtet wurde, nahmen weite Teile der Welt diese Nachricht getreu dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn» auf. Doch nur zwei Monate später brachten koordinierte Lockdowns die Welt praktisch zum Stillstand – ein noch nie da gewesenes Ereignis, dessen Auswirkungen in vielen Teilen der Welt noch immer zu spüren sind. Zwar wird Covid-19 bisweilen als Black Swan Event bezeichnet, doch laut Taleb handelt es sich bei der Pandemie nicht um einen «schwarzen Schwan», da es in der Vergangenheit bereits Pandemien gab und auch in Zukunft damit zu rechnen ist.

Welcher aktuelle Gebrauch des Begriffs ist also nun gemeinhin anerkannt? Das wohl berühmteste Black Swan Event in jüngster Vergangenheit ist der Einbruch des US-amerikanischen Immobilienmarktes während der Finanzkrise 2007–2008. Wie der Film «The Big Short» zeigt, erkannten nur eine Handvoll Experten der Finanzbranche, dass etwas nicht stimmte, und sagten das Platzen der Immobilienblase und dessen verheerende Auswirkungen auf die US-amerikanischen und europäischen Volkswirtschaften voraus. Den Rest der Welt halt es kalt erwischt: Menschen verloren über Nacht ihre Lebensgrundlage, Millionen von Arbeitsplätzen brachen weg und zahlreiche Finanzunternehmen benötigten staatliche Hilfsmassnahmen. Die Folgen waren über Jahre zu spüren.

  

Rezession

Rezessionen treten in der Regel dann ein, wenn das Bruttoinlandsprodukt eines Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen rückläufig ist. In den USA war in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres bereits eine solche «technische Rezession» festzustellen. Das National Bureau of Economic Research (NBER) ist verpflichtet, das Eintreten einer Rezession zu melden. Das NBER ist der Auffassung, dass eine Rezession mit einem erheblichen Konjunkturrückgang in der gesamten Wirtschaft einhergehen muss, der länger als ein paar Monate andauert, und behandelt die drei massgeblichen Kriterien (Ausmass, Ausbreitung und Dauer) gewissermassen austauschbar. Diese Kriterien und die verschiedenen Formen, in denen sie sich während jeder Rezession äussern, bestimmen die Diskussionen über die «Art» von Rezession, die gerade stattfindet.

Rezessionen gehen mit weitreichenden, länger anhaltenden Konjunkturabschwächungen einher, die höhere Arbeitslosenquoten zur Folge haben und den Konsum und die Wirtschaftsleistung schwächen. Infolge eines solchen Rückgangs kann ein Teufelskreis entstehen: Die Unternehmen bekommen die Auswirkungen der nachlassenden Verbrauchernachfrage zu spüren und greifen deshalb auf Kündigungen zurück, was wiederum die Verbraucherausgaben noch weiter belastet. Unter pessimistischen Marktbedingungen steigt das Risiko, dass Unternehmen in Konkurs gehen. Ein Paradebeispiel ist die «Grosse Rezession», die auf das oben beschriebene Black Swan Event folgte. Mit Blick auf den schlimmsten Konjunkturabschwung seit der «Grossen Depression» (1929–1941) bezeichnet der Begriff die Rezession von Ende 2007 bis Mitte 2009 in den USA und die 2009 folgende weltweite Rezession.

Warum also wird gerade jetzt so oft von Rezession gesprochen? Die pandemiebedingte Rezession war von relativ kurzer Dauer, da es aufgrund von Direkthilfen und «Revenge Shopping» zu einer schnellen und stürmischen Erholung kam, die wiederum zur aktuellen Inflationslage beigetragen hat. Wir werden im Folgenden näher darauf eingehen, doch kurz gesagt: Eine Reihe von Ereignissen, einschliesslich des Krieges in der Ukraine, die auf die Pandemie folgten, löste einen Inflationsdruck aus, der die Zentralbanken in eine Zwickmühle gebracht hat. Die Versuche der Zentralbanken, die Inflation durch steigende Zinsen zu dämpfen, führte dazu, dass einige Länder in eine Rezession abzurutschen drohen.

  

Inflation

Ist Ihnen aufgefallen, dass Sie plötzlich mehr für dieselben Lebensmittel und für eine Tankfüllung ausgeben? Dies ist ein eindeutiges Anzeichen für eine Inflation. Steigende Verbraucherpreise kommen denjenigen zugute, die Sachanlagen wie Immobilien besitzen, da der Wert ihrer Vermögenswerte und Anlagen steigt. Eine rasche Inflation kann jedoch dazu führen, dass andere wiederum Schwierigkeiten haben, die Lebenshaltungskosten zu decken. Dies kann schliesslich das Wirtschaftswachstum abschwächen, da die Verbraucher den Gürtel enger schnallen und somit die Ausgaben für zyklische Konsumgüter sinken. An dieser Stelle kommen die Zentralbanken ins Spiel: Sie übernehmen im Kampf gegen die Inflation die Hauptrolle auf dem Finanzparkett, indem sie die Geldmenge als Mittel zur Wirtschaftsregulierung einsetzen.

Wenden wir uns nun unserer (vereinfachten) Analyse der jüngsten Ereignisse zu. Während der Covid-19-Pandemie führten Lockdowns und Beschränkungen zu Lieferkettenproblemen, die auf geschlossene Werke und Häfen zurückzuführen waren und Engpässe und Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen Produkten und Rohstoffen verursachten. Als Reaktion auf die Pandemie griffen die Staaten Privatpersonen und kleinen Unternehmen mit Direkthilfen und verstärkter Arbeitslosenunterstützung unter die Arme.

Doch mit der weltweiten Wiederöffnung der Wirtschaft kam es zu einer Freisetzung der aufgestauten Nachfrage, die das Angebot schnell überstieg. Bedingt durch den Arbeitskräftemangel in mehreren Sektoren waren die Lieferketten noch nicht auf ihr Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt, als die geopolitische Lage aufgrund des russischen Einmarschs in die Ukraine eskalierte. Zu den zahlreichen Auswirkungen dieses Krieges zählen eingeschränkte Öl- und Gaslieferungen, die einen Anstieg der Energiepreise verursacht haben. Auch die gesunkenen landwirtschaftlichen Exporte haben Preissteigerungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ausgelöst.

Dies führt uns zurück zu der Zwickmühle, in der sich die Zentralbanken befinden. Weitere Zinsanhebungen sind wahrscheinlich, auch wenn die Inflationszahlen ihren Höchststand langsam hinter sich lassen, und erhöhen das Risiko einer Rezession. Die Zentralbanken werden die Zinsen auch nicht zu früh senken wollen, um zu verhindern, dass die Inflation direkt wieder ansteigt.

Doch nicht jede Inflation ist gleich. Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Formen:

  • Nachfragesoginflation

    Diese Form von Inflation tritt auf, wenn die Höhe des den Verbrauchern zur Verfügung stehenden Geldes und Kreditrahmens so stark steigt, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen schneller als die Produktionskapazitäten wächst. Vereinfacht ausgedrückt haben Menschen, die mehr Geld zur Verfügung haben, ein besseres Gefühl, wenn sie Ausgaben tätigen, und wenn sie nun ihr Geld ausgeben, steigen die Preise, da das Angebot der Nachfrage hinterherhinkt. Dies war unmittelbar nach der Pandemie der Fall, als die wirtschaftliche Erholung volle Fahrt aufnahm, ungeachtet der Tatsache, dass die Bestände erschöpft waren und Lieferkettenprobleme bestanden (d. h. mehr Nachfrage, aber das Angebot kann nicht mithalten).

  • Kostendruckinflation

    Diese Art der Inflation lässt sich mit dem Dominoeffekt erklären. Wenn die Produktionskosten steigen, steigt auch der Preis des fertigen Erzeugnisses, was sich wiederum in steigenden Verbraucherpreisen äussert. Dies lässt sich aktuell bei den Energiepreisen in Europa beobachten: Die Embargos westeuropäischer Länder auf russisches Öl infolge des Einmarschs Russlands in die Ukraine und die Entscheidung Russlands, seine Gaslieferungen nach Europa zum Grossteil einzustellen, haben den Wettbewerb um Öl und Gas verstärkt und die Preise in die Höhe getrieben. Die Auswirkungen auf die Endverbraucher wurden durch die höheren Ölpreise weiter verschärft, die in der gesamten Wirtschaft nachwirken, beispielsweise in Form gestiegener Produktions- und Transportkosten.

  • Integrierte Inflation

    Dieser Begriff bezeichnet die Akzeptanz höherer Lebenshaltungskosten durch Anpassung der Löhne zum Ausgleich des Kostenanstiegs. Ein Energiepreissprung beispielsweise kann zunächst einen Schock auslösen. Doch wenn die Preise im Laufe der Zeit nicht wieder sinken und zum Ausgleich Lohnanpassungen vorgenommen werden, anstatt das Konsumverhalten der Verbraucher zu ändern, können sich diese an die höheren Preise gewöhnen. Diese Akzeptanz geht automatisch mit höheren Inflationsbedingungen einher.

  • Hyperinflation

    Diese Art von Inflation bezeichnet rapide, übermässige und unkontrollierte Preisanstiege von in der Regel mehr als 50 Prozent pro Monat.

  • Disinflation

    Auch wenn dieser Begriff zunächst das Gegenteil vermuten lässt, so bezieht er sich dennoch auf steigende Preise. Er besagt schlichtweg, dass die Preise ihren Aufwärtstrend zwar fortsetzen, aber langsamer als zuvor ansteigen.

  • Deflation

    Eine Deflation tritt ein, wenn die Preise fallen. Angesichts der aktuellen Lage könnte man meinen, dass eine Deflation wünschenswert wäre – wer möchte denn nicht gerne mehr für sein Geld bekommen? Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Eine Deflation ist in Wirklichkeit ein Zeichen dafür, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert. Eine Deflation kann in gleicher Weise wie eine Rezession in einem Teufelskreis enden: Die Unternehmen, die ihre Güter günstiger verkaufen, sind möglicherweise gezwungen, ihren Personalbestand zu reduzieren, und die Verbraucher, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben, geben weniger aus, sodass die Verbrauchernachfrage sinkt. In der Tat wird eine Deflation häufig als schlimmer eingestuft als eine Inflation, da die Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinssätze nur begrenzt senken können, um die Wirtschaft anzukurbeln.

  • Stagflation

    Der Begriff «Stagflation» ist eine Kombination der Wörter Stagnation und Inflation. Sie tritt ein, wenn langsames Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit und Inflation zu einem «perfektem Sturm» zusammenkommen. In einer solchen Situation sind den Zentralbanken die Hände gebunden: Wie können sie die Zinsen gleichzeitig anheben, um der Inflation entgegenzuwirken, und sie senken, um die Arbeitslosigkeit zu verringern? Eine Stagflation wird mitunter als das grösste Risiko für die Wirtschaft empfunden.

  

  

Zentralbanken

Jedes Land und/oder jede Region hat eine Zentralbank. Die wichtigsten und wohl bekanntesten Zentralbanken sind die U.S. Federal Reserve («Fed»), die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die People’s Bank of China.

Ihre Rolle als Finanzinstitute besteht darin, Bargeld auszugeben, die Höhe des im Umlauf befindlichen Geldes zu kontrollieren und die Kreditverfügbarkeit oder -kosten anzupassen. Das Hauptziel einer Zentralbank ist, die Preisstabilität zu sichern. In den USA hat die Fed zudem die Aufgabe, die Vollbeschäftigung aufrechtzuerhalten.

Die Zinssätze sind das wichtigste Instrument der Zentralbanken, die die Zinsen über die sogenannten «Leitzinsen» erhöhen oder senken, um die Preisstabilität zu gewährleisten und die Wirtschaft durch Turbulenzen hindurchzuführen. Wird der Leitzins erhöht, steigen die Kosten der Geschäftsbanken für Zentralbankkredite. Die Geschäftsbanken heben dann ihre eigenen Zinsen an und geben die Kosten somit an die Endverbraucher weiter.

Die Augen der Wirtschaft sind derzeit auf die Zentralbanken gerichtet, die die Zinsen aufgrund der steigenden Inflation angehoben haben. Und sie werden wahrscheinlich noch etwas länger im Fokus stehen. Die Ökonomen gehen gemeinhin davon aus, dass die Zentralbanken die Zinsen weiter anheben, doch die entscheidende Frage ist, welches Tempo sie dabei an den Tag legen werden. Und werden die Bemühungen, die Inflation in den Griff zu bekommen, die Wirtschaft so stark lähmen, dass Länder in eine Rezession stürzen?

  

Zinsen

Geld zu leihen kosten in der Regel etwas. Abseits allfälliger Bearbeitungs- und Transaktionskosten wird die Differenz zwischen dem geliehenen und dem zurückgezahlten Betrag als «Zins» bezeichnet.

Wie hoch der dem Endkunden von kommerziellen Kreditgebern berechnete Zins letztendlich ist, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Strukturierung (decken Rückzahlungen nur Zins- oder Zins- und Kapitalrückzahlung ab?), die Art des vereinbarten Zinssatzes (fest oder variabel; einfacher oder Zinseszins?) und die Bonität des Kreditnehmers.

Ein weiterer Einflussfaktor ist der von den Zentralbanken festgelegte Zinssatz. Wenn Geschäftsbanken sich Geld von den Zentralbanken leihen, müssen auch sie Zinsen zahlen. Diese werden als «Leitzinsen» bezeichnet. Wenn Zentralbanken ihren Leitzins erhöhen, folgt daraus, dass Geschäftsbanken diese Erhöhung an die Kunden weitergeben.

Mit anderen Worten: Die Kosten für den Geldverleih in einer Volkswirtschaft steigen, wenn die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Zentralbanken nutzen daher wie bereits erläutert ihren Leitzins als wichtige geldpolitische Steuerungsmassnahme: Er wird angehoben, um das Wachstum zu bremsen und Inflation zu vermeiden bzw. gesenkt, um Wachstum, Industrietätigkeit und Konsumausgaben anzukurbeln.

Nachdem die Zinsen jahrelang historisch niedrig waren, geht nun ein Wandel vonstatten. Die Zentralbanken haben zu verstehen gegeben, dass es zur Bekämpfung der Inflation erforderlich sein wird, die Zinsen mittelfristig höher als vor der Pandemie oder in den Jahren nach der globalen Finanzkrise zu halten. Darauf wurde etwa beim Jackson Hole Economic Symposium im August 2022 klar hingewiesen.

  

Restriktiv

Geldpolitik gilt als restriktiv, wenn hohe Zinsen als bevorzugtes Mittel zur Inflationsbekämpfung gewählt werden. In einem solchen Fall hat die Förderung des Wirtschaftswachstums weniger Priorität.

Die Aussagen der Zentralbanker in Jackson Hole machen deutlich, dass sie der Inflationsbekämpfung aktuell grössere Bedeutung beimessen und gewillt sind, in den sauren Apfel zu beissen und eine Abschwächung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes zuzulassen. Diese restriktive Haltung nahm im Juni ihren Anfang, als Zentralbanken weltweit – allen voran die Fed, gefolgt von der EZB, SNB und verschiedenen Schwellenländern – die aggressivste geldpolitische Straffung seit den 1980ern vornahmen.

  

Expansiv

Geldpolitik wird als expansiv beschrieben, wenn durch niedrigere Zinsen die Konjunktur angekurbelt werden soll. Eine expansive Haltung toleriert ein gewisses Mass an Inflation, deren negative Auswirkungen als normal und tragbar betrachtet werden. Mit anderen Worten werden niedrige Zinsen als stimulierend und daher vorteilhaft für die Wirtschaft im Ganzen betrachtet.

  

Quantitative Lockerung

Dieser Begriff bezeichnet eine geldpolitische Massnahme, bei der Finanzwerte wie Staatsanleihen von Zentralbanken aufgekauft werden, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen. Dadurch sollen für Banken stärkere Anreize zur Kreditvergabe und Investition gesetzt und dadurch die Konjunktur angekurbelt werden. Diese Art der Geldpolitik konnte man nach der Finanzkrise von 2007 und 2008 über längere Zeit beobachten.

  

Quantitative Drosselung

Dies beschreibt den Schritt der Zentralbanken, ihre Anleihenkäufe zurückzufahren, sobald sich die Konjunktur verbessert. Diese Massnahme kommt dann zur Anwendung, wenn sie die Anreize nicht länger für notwendig halten. Sie wird als Vorstufe zur Zinserhöhung betrachtet.

  

Quantitative Straffung

Dies ist das Gegenteil von quantitativer Lockerung und bezeichnet eine geldpolitische Massnahme, bei der Zentralbanken Finanzwerte veräussern, um Liquidität aus dem Finanzsystem zu nehmen. Das gewünschte Ergebnis ist, eine Konjunkturüberhitzung zu verhindern, indem Kreditvergabe teurer wird. (Zeichen einer Konjunkturüberhitzung sind  steigende Inflation und ungewöhnlich niedrige Arbeitslosenquote.)

  

Harte Landung

Eine harte Landung bezeichnet genau das, wonach es sich anhört: Nach einer Phase raschen Wachstums wird die Wirtschaft plötzlich zum Ausbremsen gezwungen. Aus harten Landungen ergeben sich häufig Phasen stagnierenden Wachstums oder Rezessionen.

Anleger behalten derzeit genau im Auge, ob eine harte Landung bevorstehen könnte. Die Zentralbanken konzentrieren sich auf Inflationsbekämpfung – ein politischer Ansatz, der darauf hindeuten kann, dass eine Rezession unvermeidlich ist. Das Tempo der Zinserhöhung ist ein entscheidender Faktor bei der Suche nach Anzeichen für eine bevorstehende harte Landung.

  

Weiche Landung

Im Gegensatz zur harten Landung bezeichnet eine weiche Landung eine weniger drastische Konjunkturverlangsamung im Versuch, die Inflation ohne allzu hohe Arbeitslosenzahlen in den Griff zu bekommen. Im Fall einer weichen Landung kommt es nicht zu einer Rezession.

  

Bullen/Bullenmarkt

Ein Anleger, der den Markt, ein Wertpapier oder einen Sektor positiv einschätzt und Kursansteige erwartet, wird als «Bulle» bezeichnet. Bullen kaufen Wertpapiere in der Überzeugung, sie später zu einem höheren Kurs verkaufen zu können. Ein Bullenmarkt (auch «Hausse» genannt) bezeichnet eine längere Phase steigender Kurse (in der Regel mindestens 20 Prozent Kursanstieg über mindestens zwei Monate), starker Konjunktur und hohen Anlegervertrauens.

  

Bären/Bärenmarkt

Das Gegenteil eines Bullenmarktes. Geprägt von Anlegern, die von einem Trend fallender Kurse an den Märkten ausgehen.

  

Asset classes

Die drei Hauptanlageklassen sind Aktien, Anleihen und Geldmarktpapiere. Doch auch Immobilien, Rohstoffe und Derivate sind Teil des Anlagenmix und werden häufig als «alternative Anlageklassen» bezeichnet. Um eine Risikokonzentration zu vermeiden, raten Anlageberater oft zur Diversifikation, also zur Investition in verschiedene Anlageklassen. Zusammen mit den Erwägungen zu den finanziellen Zielen und dem Anlagehorizont des Anlegers kann Diversifikation als Risikomanagement-Tool genutzt werden.

  

Aktives Management

Wenn ein Anleger sich für aktives Management entscheidet, bedeutet das, dass Fondsmanager ihn dabei unterstützen, die besten Gelegenheiten am Markt zu ergreifen, um besser abzuschneiden als eine Benchmark oder ein Index. Daraus resultiert häufig ein Fokus auf einzelne Wertpapiere.

Dieser Ansatz setzt Know-how, Branchenkenntnis und eine ständige Analyse des Marktumfeldes voraus. Da echte Fachleute Wertpapiere als Reaktion auf Nachrichtenlage und Kursveränderungen aktiv kaufen und verkaufen, ist dieser Ansatz dynamischer als passives Management.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Transaktionsvolumina beim aktiven Management tendenziell grösser sind. Es gilt zu bedenken, dass dieser Managementansatz umfangreichere Branchenkenntnisse erfordert und mit angemessenem Risikomanagement dafür gesorgt werden muss, dass die aktiven Entscheidungen ausgewogen bleiben. Er wird daher meist Fachleuten überlassen. Abhängig von der Strategie eines aktiven Fonds kann das Risiko hoch oder niedrig sein und die Performance des Fonds mehr oder weniger stark von der seines Index oder sonstiger Benchmarks abweichen.

  

Passives Management

Wenn ein Anleger sich für passives Management entscheidet, versucht er nicht, aktiv die Performance einer Benchmark oder eines Index zu übertreffen. Vielmehr folgen passiv verwaltete Instrumente einfach der Performance eines bestimmten Index. Während zwar diverse Käufe und Verkäufe stattfinden, geschieht dies nicht nach Ermessen eines aktiven Managers, weshalb dieser Ansatz auch als weniger «dynamisch» betrachtet wird.

Es wird häufig davon ausgegangen, dass diese Art des Anlegens weniger umfangreiche Branchenkenntnisse erfordert als aktives Management. Auch für Anleger, die an geringerem Risiko interessiert sind, kann dieser Ansatz passender sein, da passive Instrumente in der Regel einem breiten Index (bei Aktien z. B. der S&P 500) oder einer anderen Benchmark folgen, in dem/der viele Wertpapiere zusammengefasst sind, und damit schon der Definition halber stärker diversifiziert sind. Bei rückläufiger Indexperformance verliert allerdings auch das passive Instrument an Wert.

  

ESG-Anlagen

ESG steht für «Environmental» (Umwelt), «Social» (Soziales) und «Governance». Entsprechend breit ist das Spektrum der ESG-Anlagen: Es deckt eine Anlagestrategie ab, bei denen diese Faktoren entweder mitberücksichtigt werden oder ein Teil des gewünschten Ergebnisses in ihrer Verbesserung besteht.

Da die unter den Begriff «ESG» fallenden Themenkomplexe vielerseits als die weltweit ernstesten, drängendsten Probleme gesehen werden, haben ESG-Fonds in den letzten Jahren enorme Mittelzuflüsse verzeichnet. Viele ESG-Anleger gehen davon aus, dass Firmen, die sich mit ESG-Themen befassen, nicht nur überdurchschnittliches Wachstum erzielen, sondern langfristig auch die Welt verbessern werden. Die Logik dahinter lässt sich folgendermassen zusammenfassen: Unternehmen mit guten ESG-Werten können einen Aufschlag erzielen, während schlechte ESG-Werte auf Kursrisiken hindeuten können.

Ob ein Anleger eine Aktie nach Beurteilung der ESG-Faktoren kauft oder nicht, hängt vom persönlichen Anlageziel ab: Geht es ihm nur um grösstmögliche Rendite oder mehr als das? Aus diesem Grund kann der Begriff «ESG-Anlagen» in seiner Bedeutung etwas verschwommen sein und bedeutet unter Umständen nicht für alle, die ihn gebrauchen, das Gleiche. Ein Begriff, der häufig parallel verwendet wird, ist «SRI» (Socially Responsible Investing) und seine Unterform «Impact Investing». Zwischen den drei Begriffen gibt es jedoch gewisse Unterschiede.

Wie die Nuancen zwischen diesen Begriffen zeigen, gibt es in diesem Bereich nicht eine Art des Anlegens, sondern mehrere Ansätze. Beim Thema ESG-Anlagen verdeutlicht die jüngste Debatte in den Medien, vor allem zum Thema Greenwashing, die Inkonsistenzen im Hinblick auf die Verwendung und das Verständnis des Begriffs.

  

 

  

 

Abonnieren Sie unseren Newsletter «Insights»

Nach dem Absenden erhalten Sie eine E-Mail mit Bestätigungslink.

 

*

Pflichtangaben