EAM Summit 2019: «Wir müssen vorbereitet sein für das Unerwartete»

Insights, Technologie
27.09.2019 Lesezeit: 4 Minute(n)
image

Selbstfliegende Drohnen für den Arbeitsweg oder intelligente Konzeptfahrzeuge für Smart Cities: Der diesjährige EAM Summit stand ganz im Zeichen der Mobilität der Zukunft. Vom 19. bis 21. September 2019 lud die Bank Vontobel zum Gipfeltreffen unter dem Motto «Connecting Investing Competences» ein. 100 Externe Vermögensverwalter wohnten der Konferenz in Davos bei.

Doch der Vontobel EAM Summit 2019 wagte nicht nur einen Blick in die Zukunft. Er beschäftigte sich auch mit den Herausforderungen der Gegenwart, insbesondere im politischen Kontext: Der Brexit, die Beziehung der Schweiz zur EU sowie der Handelsstreit zwischen China und den USA beschäftigten die Teilnehmer. Lesen Sie hier, welche Themen besonders bewegten:

 

«Der EAM Summit verbindet nicht nur Kompetenzen – er repräsentiert auch eine starke Stimme der Schweizer Finanzindustrie»

Brian Fischer, Vontobel

Der EAM Summit sei mehr als nur ein Fachkongress für Externe Vermögensverwalter, erklärt Brian Fischer, Leiter EAM bei Vontobel, in seiner Eröffnungsrede am Donnerstagmorgen. «Die hier vereinten Externen Vermögensverwalter aus der Schweiz und aus Übersee repräsentieren Dutzende von Milliarden Kundenvermögen und damit eine starke Stimme in Wirtschaft und Politik.»

 

«Die Schweiz darf den Kelch nicht an sich vorübergehen lassen»

Valentin Vogt, Schweizerischer Arbeitgeberverband / Burckhardt Compression

Zu Beginn der Konferenz begrüssen wir einen Gast, der zu den wichtigsten Interessenvertretern der Schweiz gehört: Valentin Vogt ist Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands und Vollblut-Unternehmer. «Jeder dritte Franken wird im Austausch mit der EU verdient», erklärt er und warnt, die Schweiz dürfe in den nächsten Jahren den Anschluss nicht verpassen. Denn in Zukunft kämen viele wirtschaftspolitische Herausforderungen auf uns zu, welche die Schweiz alleine kaum meistern könne: Brexit, die Abkühlung der Konjunktur sowie der Handelsstreit USA-China nennt Vogt als Beispiele.

 

«Man muss ideologische Kämpfe beseitigen»

Andreas Hinterberger, UBER

Der nächste Programmpunkt widmet sich voll und ganz der Mobilität der Zukunft. Andreas Hinterberger, Politikchef für Schweiz und Österreich bei UBER, stellt fest: «In der Schweiz gibt es zu viel Stau.» Deshalb brauche es in Zukunft eine effiziente und kostengünstige Mobilität. Seine Zukunftsvision: Der Nutzer gibt in einer App an, dass er von A nach B möchte. Dabei wird ihm die effizienteste Variante vorgeschlagen. Dies kann ein Mix aus Auto, ÖV oder gar einer autonomen Drohne sein. Um dies zu gewährleisten, müsse sich die moderne Gesellschaft von ideologischen Grabenkämpfen verabschieden.

 

«Bye-bye, Benzin!»

Andreas Hintennach, Daimler

Eine Reise in die Zukunft der Elektromobilität liefert Andreas Hintennach, Leiter Batterieforschung bei Daimler. Für ihn steht fest: In den nächsten zwei Jahrzehnten wird die Fahrzeugindustrie «dekarbonisiert». Dank zunehmend effizienterer Autobatterien sei der Wechsel vom Verbrennungsmotor zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen «beschlossene Sache». Was heisst das für Anleger? Noch verdiene kaum jemand am Geschäft mit Batterien, sagt Hintennach, da die Skaleneffekte nicht stimmten. Mit der modernen Technologie werde sich das aber in nur wenigen Jahren ändern.

 

«Die Veränderung kommt leise, aber sie kommt schneller, als man denkt»

Frank Rinderknecht, Rinspeed AG

Ein futuristisches Fahrzeugkonzept präsentiert Frank Rinderknecht, Gründer und CEO von Rinspeed: Beim «Snap» handelt es sich um ein selbstfahrendes Fahrzeugsystem, das modular aufgebaut und transformierbar ist. So wird individuellen Anforderungen Rechnung getragen. Denn Rinderknecht glaube nicht an eine einheitliche Mobilität, die für alle gilt. Jeder Mensch habe eigene Mobilitätsbedürfnisse.

 

«Libra ist keine Währung und wird nie eine Währung sein»

Philipp Hildebrand, BlackRock

Eher vorsichtige Töne hören wir von Philipp Hildebrand, Vizepräsident von BlackRock und ehemaliger Präsident der Schweizerischen Nationalbank. Wir befänden uns zurzeit in der Transition von einer bipolaren in eine multipolare Weltordnung, so Hildebrand in der Podiumsdiskussion mit Vontobel CEO Zeno Staub. Die USA besitze weniger Macht, die Politik beeinflusse die Wirtschaft mehr denn je. Das Geld und staatliche Währungen werden aber nicht verschwinden. Libra zum Beispiel gleicht laut Hildebrand vielmehr dem Bezahlsystem Paypal als dem Schweizer Franken. Der erste Tag des EAM Summit 2019 geht mit folgenden Worten Hildebrands zu Ende: «Wir leben in einer sehr gefährlichen und disruptiven Welt.»

 

«Das Glas ist halbvoll»

Frank Häusler, Vontobel

Frank Häusler leitet den zweiten Summit-Tag mit einer positiven Note ein: «Wirtschaftlich war 2019 bisher ein phänomenales Jahr», konstatiert der Chefstratege von Vontobel. Problematisch werde es eher im nächsten. Auch wenn eine Rezession in den USA eher unwahrscheinlich sei und die chinesische Wirtschaft nach wie vor wachse, gebe es 2020 ein Sorgenkind namens Europa. Dennoch sieht er das Glas halbvoll: «Die Wirtschaft wächst zwar langsamer, aber sie wächst». Und eine Rezession könne in den nächsten 18 Monaten bei uns ausgeschlossen werden.

 

«Der Automobilindustrie geht es heute schlechter als während der Finanzkrise»

Ferdinand Dudenhöffer, Universität Duisburg-Essen

Auch beim nächsten Thema geht es um die Rezession: Gemäss Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, befindet sich die Automobilbranche schon längst in einer Rezession. Zu verdanken sei dies vor allem den US-Zöllen. Europäische Autohersteller seien gut beraten, sich auf die asiatischen Märkte zu konzentrieren, insbesondere auf China.

 

«Wir müssen vorbereitet sein für das Unerwartete»

Raffaello D'Andrea, ETH Zürich

Für einen Wow-Effekt sorgt das Finale der Konferenz: Raffaello D’Andrea, Professor an der ETH Zürich. Er blickt zurück auf den Beginn seiner Forschung mit einem intelligenten und von Algorithmen getriebenen Roboter in Form eines Würfels, dessen späterer Verwendungszweck, zum Beispiel in der Raumfahrt, zunächst unklar war. Ähnlich verhält es sich mit D'Andreas Forschung im dreidimensionalen Raum: Drohnen können inzwischen schon Ball spielen – welchen Zweck werden diese fliegenden Roboter wohl in der Zukunft verrichten? Raffaelo D’Andreas Startup KIVA Systems wurde 2012 von Amazon erworben. Mittlerweile werden in Amazon-Lagern mehr als 100'000 autonome mobile Roboter eingesetzt. Der Ingenieur und Unternehmer beendet den EAM Summit 2019 mit dem folgenden Schlusswort: «Be prepared for the unexpected!»

  

Ihre Ansprechperson

 

  

 

Abonnieren Sie unseren Newsletter «Insights»

Nach dem Absenden erhalten Sie eine E-Mail mit Bestätigungslink.

 

*

Pflichtangaben