Friedensgespräche in Korea – aller guten Dinge sind drei
Die Welt blickte in der vergangenen Woche gespannt auf das historische Treffen zwischen den Staatsoberhäuptern Nord- und Südkoreas. Es war der erste Besuch eines nordkoreanischen Regierungsoberhauptes im benachbarten Süden und markierte eine abrupte Wende in der Politik der beiden Länder, die eigentlich seit fast 70 Jahren Krieg führen.
Enttäuschende Verhandlungen in der Vergangenheit
Obwohl diese Verbesserung der Beziehungen sehr ermutigend ist, sollte angemerkt werden, dass es in der Vergangenheit bereits eine Reihe von Friedensgesprächen gab, die enttäuschend endeten. Tatsächlich schien ein Friedensvertrag bereits dreimal in greifbarer Nähe zu sein. Im Jahr 1994 unterschrieb Kim-Jong-il, der Vater des heutigen Regierungsoberhauptes Nordkoreas, einen mit den USA vereinbarten Rahmenvertrag, der die Einstellung und den Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zum Ziel hatte. Ein Gipfeltreffen von Nord- und Südkorea endete im Jahr 2000 mit der Erklärung der gemeinsamen Absicht, Frieden zu schliessen und die Halbinsel zu vereinen. Ein Ergebnis dieser Erklärung war der gemeinsame Auftritt nord- und südkoreanischer Mannschaften bei den Olympischen Spielen in Sydney und die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Präsidenten Südkoreas.
2007 unterzeichneten beide Seiten eine Friedensvereinbarung mit dem Ziel internationaler Gespräche, um den Krieg mit einem permanenten Friedensvertrag zu beenden. Wie schon früher wurden die Hoffnungen jedoch zunichtegemacht, da Nordkorea seine Zusagen nicht einhielt und sein Atomwaffenprogramm fortsetzte.
Wird es diesmal funktionieren?
Ist es diesmal anders und besteht mehr Grund zur Hoffnung? Die Antwort ist ein eindeutiges Ja, und zwar hauptsächlich aus drei Gründen:
- Der grösste Erfolgsfaktor von Donald Trump: Er konnte die bisher strengsten Sanktionen gegen Nordkorea durchsetzen. Darüber hinaus beschuldigte er China (den einzigen Verbündeten Nordkoreas) direkt, in der Vergangenheit Sanktionen untergraben zu haben, indem er Satellitenbilder einsetzte, die Waren nach Nordkorea liefernde Schiffe zeigten. Er belegte sich darüber hinwegsetzende chinesische Unternehmen mit Sanktionen und liess China somit keine andere Wahl als sich zu fügen, wenn das Land keinen wirtschaftlichen Schaden nehmen wollte. Da China der grösste Handelspartner Nordkoreas ist, trafen diese Massnahmen die nordkoreanische Wirtschaft schwer und Kim Jong-un musste sogar grosse Militärübungen aufgrund von Treibstoffmangel absagen.
- In der Vergangenheit bestand die diplomatische Taktik Nordkoreas darin, Zeit zu schinden, um Atomwaffentechnik zu entwickeln und zu beherrschen. Dieses Ziel wurde erreicht. Nordkorea bewies der Welt den Aufstieg zur Atommacht und kann daher aus einer Position der Stärke in Verhandlungen eintreten. Damit kann das Land voraussichtlich bessere Bedingungen für sich selbst aushandeln, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen wäre. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu früheren Verhandlungen.
- Darüber hinaus könnte Kim Jong-un in Donald Trump, der genau so unvorhersehbar zu sein scheint wie er selbst, ein ebenbürtiges Gegenüber gefunden haben. Im Gegensatz zu Präsident Obama, der eine deutlich weniger aktive Aussenpolitik der USA verfolgte, könnte die aggressive Rhetorik Trumps und seine Drohung von «Fire and Fury» Kim davon überzeugt haben, Verhandlungen einer Konfrontation vorzuziehen.
Wenn es auch unwahrscheinlich ist, dass Kim sein bestehendes Atomwaffenarsenal aufgeben wird (im Gegenzug würde er wahrscheinlich den vollständigen Abzug US-amerikanischer Truppen aus Südkorea fordern), standen die Chancen auf einen unterzeichneten Friedensvertrag, der den Krieg offiziell beendet, niemals besser.
Die CIO Weekly Thoughts fokussieren und reflektieren Themen, die Lars Kalbreier während der Woche beschäftigt haben. Es ist vielmehr eine freie Meinungsäusserung, um gesunde Debatten unter den Lesern auszulösen, und keinesfalls eine Strategieempfehlung.