Für immer jung: Können wir den Alterungsprozess aufhalten?

Insights, Technologie
02.03.2020 Lesezeit: 3 Minute(n)

Wir können das Altern verlangsamen. Was heute machbar scheint, war in der Menschheitsgeschichte bisher völlig undenkbar. Denn das Altern war schon immer eine unumstössliche Grösse des Lebens. Was ist passiert?

Die Altersforschung macht rasante Fortschritte. Zunehmend lüften wir das Geheimnis der Biologie des Alterns. Die Forschungen dazu begannen schon in den 1930er Jahren, als Wissenschaftler entdeckten, dass man das Leben von Ratten verlängern konnte, wenn man ihnen weniger zu essen gab. In den 1980er und 1990er Jahren entdeckten Tom Johnson und Cynthia Kenyon die Gene, die das Altern des winzigen Fadenwurms Caenorhabditis elegans verlangsamten. Heute wissen wir, dass einige dieser Gene auch bei Fliegen und Mäusen für ein längeres Leben sorgen. Die vergangenen Jahrzehnte des wissenschaftlichen Fortschrittes beweisen, dass wir nun in den Alterungsprozess verschiedener Lebewesen, wie Fliegen und Mäuse, so eingreifen können, dass sich dieses Vorgehen auch auf unsere Spezies übertragen lässt.

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©depositphotos

Wie alt sind wir eigentlich?

Zahlreiche Biotech-Unternehmen testen bereits Verfahren, die das Altern eines Menschen verlangsamen können. Unity Biotechnology beispielsweise erprobt in klinischen Versuchen Therapien gegen Arthrose und verschiedene altersbedingte Augen-Erkrankungen. ResTORbio testet bei über 900 Personen ab 65 Jahren ein Therapeutikum, um das Immunsystem zu "verjüngen". Viele andere Unternehmen forschen an weiteren Therapien. Dazu wurden in den vergangenen fünf Jahren Milliarden von Dollar in Biotech-Unternehmen investiert - alles, um dem Alter den Kampf anzusagen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit könnte es den Forschern jetzt tatsächlich gelingen, aktiv in unseren Alterungsprozess einzugreifen.
Eine der grössten Hürden stellt für die Forscher die Problematik dar, dass wir bis heute nicht genau wissen, wie man das Altern genau bemisst. Klar, zahlreiche Vitalwerte eines Menschen verschlechtern sich mit zunehmendem Lebensalter, aber sie tun dies bei jedem Organismus individuell verschieden. Zudem besteht ein gravierender Unterschied zwischen dem numerischen und dem biologischen Alter. Auch wenn wir die Anzahl der gelebten Jahre mit hoher Genauigkeit bestimmen können, wissen wir dennoch nicht, wie viele Jahre wir noch leben, bzw. wie wahrscheinlich es ist, dass wir an einer altersbedingten Krankheit erkranken werden.

Vielleicht haben wir ein Problem gelöst und wissen es nicht

Einige Forscher behaupten, dass man nur am Bild eines Menschen oder auch einer Maus genau erkennen könne, wie lange sie noch leben werden. Andere behaupten, dass die chemischen Signaturen auf der DNA bzw. deren Wiederholungen in bestimmten Regionen an beiden Enden der DNA Aufschluss geben können. Den Wissenschaftlern ist klar, dass die wirkliche Messung des Alterns eines der grössten Probleme darstellt, das gelöst werden muss. Wir haben also noch einen weiten Weg vor uns.
Da wir die Alterungsgeschwindigkeit nicht messen können, wissen wir auch nicht, ob Medikamente sie verlangsamen. Ironischerweise gibt es aber einige Präparate auf dem Markt, die das tatsächlich leisten könnten. Die Aussichten auf Erfolg sind gering, aber nicht ausgeschlossen. Wir können es nur annehmen, weil sie beispielsweise bei Mäusen funktionieren. Somit haben wir möglicherweise ein Problem gelöst, ohne beweisen zu können, dass wir es tatsächlich gelöst haben.

Kann uns die Medizin wieder jünger machen?

In diesem Jahr wird die erste Studie erwartet, die sich mit der Messung des Alterns unter Zugabe eines zugelassenen Medikaments auseinandersetzt. Nir Barzilai vom Albert Einstein College of Medicine hat 75 Millionen US-Dollar eingesammelt, um erste klinische Versuche mit dem Präparat Metformin durchzuführen. Es wird das erste Mal sein, dass die Wissenschaft den Beweis antreten kann, ob ein Medikament den Alterungsprozess aufhalten und die Vitalität eines älteren Patienten verbessern kann. Unabhängig vom Ergebnis wird dies ein Meilenstein für die Forschung sein.



Über die Autorin

Laura Deming ist Partnerin und Gründerin des Longevity Fund

Wer sind wir? Wie leben wir heute? Und wie wird die Medizin unser Leben verändern? Die Frage nach der Zukunft bewegt die Gesellschaft mehr denn je. Antworten suchen Ingenieure, Mediziner, Politiker und jeder einzelne von uns. Der Report über die Altersforschung ist einer von zahlreichen Beiträgen, die das Thema «Wissenschaft» aus einem neuen, inspirierenden Blickwinkel beleuchten. Wir publizieren ihn hier als Teil unserer Serie «Impact».

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