Research-Report zum Coronavirus: Worauf Investoren während der Krise achten sollen
Die Pandemie verursacht Marktverwerfungen und die Aussichten sind ungewiss. Drei Kriterien gilt es für Investoren nun zu berücksichtigen.
Also doch eine Pandemie: Am 11. März erklärte die WHO den weltweiten Virusausbruch zu einer Pandemie, die unserer Meinung nach zu einem recht späten Zeitpunkt kam. Die WHO erwähnte, dass «Pandemie» kein Wort sei, das man leichtfertig oder unvorsichtig verwenden sollte. Nur wenige Stunden nach der Ankündigung schlossen die USA ihre Grenzen zu den meisten europäischen Ländern, die Aktienmärkte stürzten ab und die Volatilität nahm sprunghaft zu.
Gesundheitssysteme auf dem Prüfstand
Es sind harte Eindämmungsmassnahmen erforderlich, um einen Zusammenbruch der Gesundheitssysteme zu verhindern, wie wir es in Italien erleben. Diese Massnahmen zielen zwar nicht darauf ab, die Pandemie zu stoppen - dafür ist es zu spät - aber sie sollten zumindest den Ausbruch über einen längeren Zeitraum verteilen.
Auf diese Weise könnte die Zahl der Patienten, die gleichzeitig ein Krankenhausbett benötigen, reduziert werden.
Frühling dürfte wenig Erleichterung bringen
Nach unserem Interview mit einem wichtigen Meinungsführer muss davon ausgegangen werden, dass das saisonale Muster einer herkömmlichen Grippe beim Coronavirus einen geringen Einfluss auf den Ausbruch haben dürfte - zu viele Menschen haben keine Immunität, was ein optimales Umfeld für die weitere Verbreitung des Virus bietet.
Die einzige Möglichkeit, wieder die Kontrolle zu erlangen, ist ein Impfstoff. Neue Methoden der Impfstoffentwicklung nähren die Hoffnung, dass ein solcher Impfstoff in 12-18 Monaten zur Verfügung stehen wird.
Wir sind zwar ebenfalls hoffnungsvoll, möchten aber auch darauf hinweisen, dass diese neuartigen Methoden bisher noch nie einen Impfstoff für den Menschen hervorgebracht haben. Und sollte es tatsächlich funktionieren, gehen wir davon aus, dass ein Zeitrahmen von 12-18 Monaten nur dann plausibel ist, wenn alles perfekt zusammenpasst.
Was das für Investoren bedeutet
Es ist immer sehr schwierig, während einer grösseren Krise und einer Marktzerrüttung Bargeld anzulegen. Für diejenigen, die in der Lage sind zu investieren, möchten wir drei Kriterien nennen, wenn es darum geht, was man kaufen sollte:
1. Solide Bilanzen
Wir würden uns auf Unternehmen mit starken Bilanzen konzentrieren. Dies wären Unternehmen mit relativ geringer oder keiner Verschuldung, die weiterhin in ihr Geschäft investieren können. Darüber hinaus sollte auch die Liquidität der Bilanz berücksichtigt werden: Dies wären Bilanzen mit einem Grossteil des Eigenkapitals in Vermögenswerten, die ähnlich wie Bargeld sind.
2. Überzeugende Geschäftsmodelle
Wir bevorzugen überzeugende Geschäftsmodelle und sehr starke (Nischen-)Positionen. Während und nach der Krise sind wir davon überzeugt, dass die Starken stärker und die Schwachen schwächer daraus hervorgehen werden.
3. Unternehmen, die Werte schaffen
Das sind Unternehmen, die Wert schaffen, d.h. langfristig Renditen erzielen, die ihre Kapitalkosten übersteigen. Der grosse Vorteil dieser Unternehmen besteht darin, dass ihr innerer Wert mit der Zeit steigt, wenn sie kontinuierlich (Aktionärs-)Wert generieren. Es nimmt auch einen gewissen Druck weg, den "perfekten" Zeitpunkt für den Aktienkauf zu finden, da die Zeit auf längere Sicht auf der Seite der Investoren sein sollte.
Dies ist ein Auszug aus dem Research-Report "Pandemie löst Marktturbulenzen, härtere politische Massnahmen sowie neue VT-Szenarien und Kursziele aus", publiziert am 18. März 2020 und verfasst vom Vontobel Research-Team.