Umweltschutz im Weltall

Insights, Technologie, Nachhaltige Wertschöpfung
24.02.2020 Lesezeit: 2 Minute(n)

Das Problem des «planetaren Schutzes» wird bei der Erforschung des Weltraums immer wichtiger. Raumfahrtmissionen können Planeten kontaminieren; was ist zu tun?

Wissenschaftler, insbesondere Astrobiologen, suchen ständig nach Hinweisen auf früheres oder noch vorhandenes Leben auf anderen Planeten in unserem Sonnensystem. Zum Beispiel in den salzigen Ozeanen der Eismonde Europa (der den Jupiter umkreist) und Enceladus (einem Saturn-Mond). Sie erforschen die Oberfläche und die tieferen Schichten des Mars und vermuten, dass sie dort noch auf flüssiges Wasser stossen.

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©depositphotos

An Musk & Co.dachte niemand

Wenn solche Beweise gefunden werden, stellt sich zunächst die Frage, ob dieses neu entdeckte Leben das Produkt einer unabhängig entstandenen Lebensform in unserem Sonnensystem ist oder der These der "Panspermie" folgt. Die besagt, dass sich Spuren unseres Lebens im gesamten Universum ausgebreitet haben. Sie könnten durch Weltraumstaub, Asteroiden und Kometen weitergetragen worden sein - oder durch unsere Raumfahrtmissionen.

COSPAR, der globale Dachverband der UN für wissenschaftliche Aktivitäten im Weltraum, befasst sich seit 1959 mit der Möglichkeit der sogenannten Vorwärts- bzw. Rückwärts-Kontamination. Das heisst: Der Verunreinigung anderer Planeten durch unsere Weltraum-Missionen, bzw. der Kontamination der Erde aus dem All. Die COSPAR hat Leitlinien für die mikrobielle Belastung von Raumfahrzeugen aufgestellt. Der Artikel IX des Weltraumvertrags, der 1967 von den USA aufgesetzt wurde, bildete die Rechtsgrundlage für diese Richtlinien.
Artikel IX wurde jedoch nur unter Berücksichtigung der Interessen von Nationalstaaten verfasst und ratifiziert. An Milliardäre und deren Start-ups, also an die private Raumfahrt, dachte man damals noch nicht. Somit sind die auch nicht an die COSPAR-Richtlinien gebunden.

Wie viel Schmutz transportiert eine Mars-Mission?

Dies alles hat zu einem Konflikt innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft geführt. Die einen sagen, dass die Richtlinien zum Schutz der Planeten, insbesondere für die sogenannten „Sonderregionen“ auf dem Mars, gelockert werden müssen. Auf diese Weise könnten Robotik-Labore, die den Planeten auf Lebenszeichen untersuchen, schneller und günstiger gebaut werden, bevor der Himmelskörper hoffnungslos mit den von Menschen eingeschleppten Mikroben kontaminiert wird.

  

Die anderen behaupten, die COSPAR-Richtlinien seien extrem wichtig, da die Kontaminationen durch schmutzige Roboter mit den derzeit verfügbaren Technologien der Nukleinsäure-Sequenzierung nicht erkannt und herausgefiltert werden kann.

Mit dem Start des Mars-Rovers im Juli 2020 wird die Debatte über den Schutz der Planeten wieder aufflammen. Nur, diesmal werden auch private Akteure mitdiskutieren.


Über die Autorin

Jill Tarter ist ehemalige Direktorin des Zentrums für die Suche nach ausserirdischer Intelligenz und Gründerin des SETI-Instituts

  

Wer sind wir? Wie leben wir heute? Und wie wird die Weltraumforschung unser Leben verändern? Die Frage nach der Zukunft bewegt die Gesellschaft mehr denn je. Antworten suchen Ingenieure, Mediziner, Politiker und jeder einzelne von uns. Der Report über die Verschmutzung von Planeten ist einer von zahlreichen Beiträgen, die das Thema «Wissenschaft» aus einem neuen, inspirierenden Blickwinkel beleuchten. Wir publizieren ihn hier als Teil unserer Serie «Impact».

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