ESG: Chancen für Finanzintermediäre

12.10.2020 Lesezeit: 2 Minute(n)

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Nicht so bei vielen Bankkunden, wie eine Umfrage zeigt: Das Wissen über nachhaltige Anlagen ist nach wie vor wenig verbreitet. Dies eröffnet Chancen für Finanzintermediäre.

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Der Klimawandel beherrschte monatelang die Schlagzeilen - jedenfalls bis zum Ausbruch von Covid-19, als die unmittelbare gesundheitliche Bedrohung jene der ökologischen etwas in den Hintergrund drängte.

Dennoch ist die Öffentlichkeit durch die monatelangen Klimastreiks und -demonstrationen sensibilisierter für den Umweltschutz. Nachhaltigkeitsthemen stehen nach wie vor weit oben auf der politischen Agenda. Der Druck, nachhaltiger und ressourcenschonender zu wirtschaften, ist gross.

Doch wie sieht es im Finanzbereich aus? Ist das Thema auch bei den Anlegern angekommen? Denn gerade über die Geldanlage lassen sich gezielt ESG-Kriterien (ESG = Environmental, Social and Governance) in der Investitionspolitik berücksichtigen. 

Wie geht nachhaltig Geld anlegen?

Um diese Fragen zu beantworten hat Longitude, ein Unternehmen der Financial Times, im Auftrag von Vontobel im August 2020 zum zweiten Mal eine Umfrage unter 5’146 Kunden aus 16 Ländern durchgeführt. Die Resultate liefern teilweise überraschende Erkenntnisse – vor allem auch im Vergleich zur ersten Umfrage, die im Frühjahr 2019 durchgeführt wurde, also noch zu Beginn der weltweiten Klimabewegung.

Rund vier Fünftel der Befragten haben noch nie davon gehört, dass sie nach ESG-Kriterien sparen und investieren können, oder haben zwar davon gehört, aber wissen kaum etwas darüber. Der Anteil hat sich gegenüber der letzten Umfrage kaum verändert, obschon das Thema in dieser Zeitspanne omnipräsent war:

ESG-Wissen

Quelle: Umfrage Longitude, August 2020

Was also auf der Konsumentenseite mittlerweile weit verbreitetes Wissen ist, wie möglichst umweltfreundlich gelebt werden kann (Konsumeinschränkung, alternative Energieformen nutzen, etc.), ist auf Investorenseite noch nicht in diesem Ausmass angekommen.

Wissenslücke: eine Chance für die Finanzberater

Ausserdem ergab die Umfrage, dass sich fast die Hälfte der Befragten (46%) mehr Information und Beratung von ihren Finanzberatern oder Finanzintermediären wünschen:

 

Entwicklung bei ESG-Anlagen

Quelle: Umfrage Longitude, August 2020

Daraus lässt sich schliessen, dass das Interesse am Thema gross ist und viel (Investitions-) Potenzial brachliegt, weil die Kunden entweder noch nicht wissen, dass nachhaltig investiert werden kann oder wie sie das am besten tun könnten.

Nachhaltig = weniger Rendite?

Die Vorstellung, dass nachhaltige Anlagen zwar gut für Umwelt und Gesellschaft wären, aber mit Ertragseinbussen einhergehen, ist weiterhin verbreitet. Rund ein Fünftel glaubt, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien negative Folgen für die Anlageerträge hat:

Rendite-Erwartung

Quelle: Umfrage Longitude, August 2020

Die Hälfte der Befragten glaubt, dass ESG-Kriterien keinen Einfluss auf die Rendite haben, obschon ein ESG-Filter auf das Portfolio einen positiven Einfluss auf das Risiko-Rendite-Profil haben könnte.

Für Banken und Finanzintermediäre lassen sich daraus einige wichtige Schlussfolgerungen ziehen: Das Interesse an nachhaltigem Investieren ist bei den Anlegern gross, doch mangels Kenntnis darüber sind sie tendenziell unterinvestiert in ESG-Produkten. Finanzberater und –dienstleister können diesem Bedürfnis Rechnung tragen und mit gezielter Beratung und Wissensvermittlung ihren Kunden die Welt des Investierens nach ESG-Kriterien näherbringen.

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