Vontobel spendet für ein digitales Gesundheitsprojekt

22.11.2019 Lesezeit: 3 Minute(n)

Das digitale Gesundheitsprojekt ALMANACH ist bereits ein Segen für Zehntausende von Kindern im krisengeplagten Bundesstaat Adamawa in Nigeria. Die innovative App, die auf einem klinischen Algorithmus beruht, erhöht die Trefferquote bei Diagnosen und verbessert die Vorsorge bei Kleinkindern. Vontobel hat eine interne Spendeninitiative lanciert, damit noch mehr Kinder unter fünf Jahren richtig behandelt und vor vermeidbaren Krankheiten geschützt werden.

Verbessert die Gesundheit in prekären Situationen

Als innovative App auf Tablets oder Smartphones leistet der ALMANACH besonders wertvolle Dienste in Regionen, in denen die Gesundheitsversorgung unzureichend oder nur schwer zugänglich ist. In einem Gebiet mit der Grösse der Schweiz stehen nur eine Handvoll Kinderärzte zur Verfügung. Islamistische Terrorgruppen im Nordosten Nigerias haben Menschen in die Flucht getrieben. Kinder und ihre Familien suchen Zuflucht in Flüchtlingslagern, in denen schwierige Bedingungen herrschen, oder in Aufnahmegemeinden. Das führt dazu, dass Kleinkinder vielfach an vermeidbaren Krankheiten leiden.

Axel Schwarzer Schirmherr der Vontobel Spendeninitiative

©Vontobel: Axel Schwarzer, Head of Asset Management und Schirmherr der Vontobel Spendeninitiative 2019

 

«Der ALMANACH ist ein digitaler Doktor, der bereits viele Kinderleben gerettet hat. Vontobel möchte noch mehr Kindern helfen.»

Axel Schwarzer, Head of Asset Management und Schirmherr der Vontobel Spendeninitiative 2019

 

Schritt für Schritt zur richtigen Diagnose

Der ALMANACH (Algorithm for the Management of Acute Childhood Illnesses) unterstützt das Gesundheitspersonal mit gezielten Fragen bei der Diagnose und schlägt die Medikation für die Behandlung vor. Dabei berücksichtigt er die Lagerbestände in der jeweiligen Gesundheitsstation. Bis Ende 2019 soll gemäss IKRK die Anzahl der Gesundheits­einrichtungen in Nigeria, die mit dem ALMANACH ausgestattet sind, von derzeit 248 auf rund 270 erhöht werden. Bis Ende 2020 sollen es an die 400 werden.

ALMANACHs Fragen entscheiden über Leben und Tod

Eine Erfolgsgeschichte von vielen: Eine Mutter bringt ihr 14 Monate altes Kleinkind ins Mubi General Hospital. Es schreit seit Stunden, weil es an Ohrenschmerzen leidet. Aus beiden Ohren tropft Ausfluss. Der ALMANACH fragt die Krankenschwester nach dem HIV-Status der Mutter, der leider positiv ausfällt. Das Kleinkind wird dann zur weiteren Beurteilung und Pflege überwiesen. Die diensthabende Krankenschwester sagt, dass sie trotz mehrjähriger Erfahrung in diesem Fall überhaupt nicht an eine HIV-Infektion gedacht, sondern lediglich Antibiotika gegen die Ohrinfektion verschrieben hätte. Hier hat der ALMANACH nicht nur das Leben des Kleinkindes, sondern auch das der Mutter gerettet.

Dr. Daniel Ishaya Arzt im Bundesstaat Adamawa (Nigeria)

©Vontobel: Dr. Daniel Ishaya

Arzt aus Nigeria am Vontobel Spendenanlass

Vontobel eröffnet die Spendeninitiative jedes Jahr mit einem internen Anlass im Hauptsitz. Für aufschlussreiche Kurzreferate sorgten das IKRK und das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), die den ALMANACH in Zusammenarbeit entwickelt und seit 2016 in Nigeria implementiert haben. Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete das Interview mit Dr. Daniel Ishaya. Er arbeitet als Arzt im Bundesstaat Adamawa (Nigeria), wo der ALMANACH zum Einsatz kommt. Ein Auszug aus dem Interview:

Dr. Daniel Ishaya, wie muss man sich ein Health Center in Adamawa vorstellen?
Die Health Centers sind kleine Gesundheitsposten mit bescheidener Ausstattung und drei bis vier Räumen. Einige von ihnen sind schwer erreichbar, manchmal eine Tagesreise entfernt oder in der Regenzeit monatelang von der Aussenwelt abgeschirmt. Drei bis vier Health Workers betreuen 20 bis 30 – manchmal sogar bis zu 50 – Kinder pro Tag.

Kann die App einen Arzt ersetzen?
Nein, der ALMANACH kann kein medizinisch ausgebildetes Personal ersetzen. Das Problem ist, dass qualifizierte Ärzte das ländliche Adamawa verlassen und in eine Grossstadt ziehen oder sogar ins Ausland, wo sie gutes Geld verdienen können. Umso wichtiger ist es, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, die in der Region bleiben. Der ALMANACH hilft dabei, gewisse Wissensdefizite zu beheben. Schliesslich dauert die Ausbildung für eine medizinische Grundqualifikation nur zwei bis drei Jahre. Dank des ALMANACH geht das medizinische Personal mit Hilfe der Fragen systematischer vor und erhält Un-terstützung bei der Diagnose. Zudem hilft das standardisierte Verfahren, dass vorbeu-gende Massnahmen wie die Vitamin A-Grundversorgung oder eine mögliche Unterernährung bei der Konsultation in Betracht kommen.

Welche Herausforderungen gibt es?
Viele. Ein Beispiel: Dank des «Remote Monitoring System» wurde festgestellt, dass ein Gesundheitszentrum zwei Wochen lang keinen einzigen Malariafall meldete. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass Malaria immer zwischen 30 und 50 % aller Krankheitsfälle ausmacht. Wir fanden heraus, dass die Fieberthermometer im Gesundheitszentrum kaputt waren! Und da die Algorithmenlogik besagt «Kein Fieber = keine Malaria», wurden auch keine Malariafälle gemeldet. Aufgrund dieser Erfahrung haben wir unsere Qualitätssicherungsprozesse angepasst.

Könnte man die App überall in Afrika nutzen?
Ja, der ALMANACH hat grosses Potenzial. Wichtig ist die Anpassung an lokale Gegebenheiten. Im Bundesstaat Adamawa ist Malaria eine häufige Krankheit. Käme der ALMANACH in Gebieten über 1’500 Meter zum Einsatz, wäre eine Anpassung nötig, da Malariamücken auf dieser Höhe nicht vorkommen. Tatsächlich plant das IKRK, im nächsten Jahr eine ALMANACH-Version für Somalia zu entwickeln.

  

Seit 2005 ist Vontobel Mitglied der Corporate Support Group des IKRK

Um die neuen Aufgaben des IKRK langfristig zu unterstützen, haben ausgewählte Schweizer Unternehmen die Corporate Support Group des IKRK gegründet. Seit 2005 gehört Vontobel zu den Mitgliedern. Im Rahmen dieser Mitgliedschaft lanciert Vontobel jedes Jahr jeweils im November und Dezember eine interne Spendeninitiative zugunsten des IKRK.

Hier finden Sie Informationen zur Spendeninitiative 2018