Brexit Miniserie: Was Fische mit dem Brexit zu tun haben
Man wäre versucht zu sagen, dass es auf der Hand liegt: Schliesslich stinkt der Fisch vom Kopf her. Diese Haltung kann man durchaus teilen, doch darum geht es heute nicht. Vielmehr zeigt sich beim Fisch mit wie vielen Emotionen die Brexit-Verhandlungen verwoben sind.
Bei der Fischerei kennen die Briten kein Pardon. Die Branche ist wirtschaftlich betrachtet mit 700 Millionen Pfund im 2017 zwar nicht erwähnenswert (Harrods setzt pro Jahr mehr als doppelt so viel um), doch für die Inselbewohner stellt der Tätigkeitsbereich ein hochemotionales Thema dar.
Jahrzehntealte Wut
Dabei schwelen Streit und Ärger schon lange. Seit dem EU-Beitritt 1973 fühlen sich die britischen Fischer betrogen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass diese Wut – welche nicht zu unterschätzen ist – wieder hochkocht. Denn: Die Fischer haben eine starke Lobby und trugen bzw. tragen viel zur jetzigen Situation bei.
Was ist ihr Motiv?
Die britischen Fischer wollen die alleinige Kontrolle zurück wer in ihren Gewässern, die notabene zu den fischreichsten Gebieten der Nordsee gehören, fischen darf. Heute dürfen Kutter aus anderen EU-Ländern sehr nah an die britische Küste (6 Meilen, also gut 11 km) fahren und dort fischen. So werden 60 bis 70 Prozent des Fisches von «Fremden» gefangen und in andere EU-Länder wie beispielsweise Deutschland, Frankreich oder Dänemark verkauft. Nach dem Brexit wollen die Briten wieder die 200-Meilen-Zone (370,4 km) einführen. Andere Nationen dürfen dann innerhalb dieser Zone nur mit britischer Erlaubnis fischen.
Wer, wann und wo fischt – wir werden es am 29. März oder, wenn die EU am kommenden Freitag der Verlängerung zustimmt, Ende Juni wissen. Petri heil!