Wie sich die Coronakrise langfristig auf Telekomanbieter auswirkt

Insights, Coronavirus
27.04.2020 Lesezeit: 2 Minute(n)
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Die Pandemie hat die Arbeitswelt und das Konsumverhalten innerhalb weniger Wochen grundlegend verändert. Ein Teil der neuen Gewohnheiten dürfte sich über die Pandemie hinaus etablieren. Davon könnten Telekom und Netzwerkausrüster profitieren – auch Schweizer Anbieter.

  

Krisen entpuppen sich im Nachhinein oft als Initialzündungen für Neues. So bereitete die Spanische Grippe vor rund 100 Jahren den Boden für den Aufbau von nationalen Gesundheitssystemen in vielen europäischen Ländern und forcierte die Gründung einer globalen Gesundheitsbehörde, ein Vorreiter der heutigen WHO.

Es ist deshalb anzunehmen, dass die Coronakrise dauerhafte Auswirkungen auf die Art und Weise haben wird, wie wir arbeiten, wie wir einkaufen und wie wir unsere Freizeit gestalten – und zwar über alle Altersgruppen hinweg.

Breitere Akzeptanz von Home Office

Unternehmen dürften den erzwungenen Anstoss zur Digitalisierung dazu nutzen, ihre Prozesse und Systeme sowie Absatzkanläle weiter zu digitalisieren. Auch auf das Arbeitsverhalten wird sich die Krise nachhaltig auswirken: Nach der wochenlangen, aufgezwungenen Erfahrung mit Home Office wird wohl ein Umdenken in vielen Unternehmen stattfinden, auch bei denjenigen die zuvor darauf zurückhaltend gegenüber Home Office waren und darauf bestanden, dass die Mitarbeitenden vor Ort arbeiten aus Angst vor Kontroll- und Produktivitätsverlust.

Gartner-Umfrage zu Home Office nach Corona

Grafik zeigt welcher Anteil der Mitarbeitenden nach Corona im Home Office bleiben wird

Quelle: Gartner-Umfrage unter 317 CFOs und Finanzfachleuten am 30. März 2020

Die Gesellschaft wird digitaler

Auf der Konsumentenseite hat der Lockdown zu virtuellen Familientreffen, Filmeschauen in virtueller Gemeinschaft, Livestreaming von Konzerten und (mobilen) Videospielen geführt. Dabei hat die junge Generation das gute alte Telefongespräch wiederentdeckt, um mit Freunden in Kontakt zu treten, und ältere Leute Skype, Livestreaming und online Shopping. Die Krise hat die Gewohnheiten aller Altersgruppen durcheinandergebracht und einige neue Verhaltensweisen werden nach Aufhebung der Beschränkungen nicht einfach so wieder verschwinden.

Die massive Zunahme an Leuten, die von Hause aus arbeiten, und die intensive Nutzung digitaler Angebote rücken die Telekomanbieter in den Vordergrund. Die fixe und mobile Netzwerkinfrastruktur wir immer wichtiger und entscheidend für das Funktionieren der Gesellschaft.

Netzwerkkapazität und -zuverlässigkeit werden zurzeit hart geprüft. Die Schweizer Telekomanbieter melden zeitweilen eine Nachfragezunahme von Festnetzbandbreite von über 30%. Der mobile Datenverkehr nahm weniger stark zu, da vermehrt auf das Festnetz ausgewichen wurde.

Bandbreite wird wertvoller

Es ist anzunehmen, dass das veränderte Arbeits- und Freizeitverhalten die Telekominfrastruktur zu einem wertvolleren Gut macht, was den Telekomanbieter und die Ausrüster mittel- bis langfristig zu Gute kommen dürfte. Der durchschnittliche Preis pro Abonnent für Bandbreite tendiert seit Jahren abwärts.

Preisentwicklung Breitband in der Schweiz

Quelle: Bakom (indexiert 2012 = 100)

IT-Anbieter berichten von Projektanfragen für die Cloud-Adoption in der Schweiz und Europa sowie höherer Nachfrage nach Routern und anderen Netzwerkausrüstungen. Das legt den Schluss nahe, dass grosse und kleine Unternehmen sich bereits auf die Nach-Corona-Zeit einstellen, wo grössere Bandbreitkapazitäten nötig sein werden als früher. Die Nachfrage nach Netzwerkkomponenten und zusätzlichen Dienstleistungen von Telekomanbietern – Stichwort Virtual Private Network – dürfte die Umsätze und die Preise günstig beeinflussen, was ein günstiges Umfeld auch für Schweizer Telekomanbieter schafft.

 

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Vontobel-Research-Bericht «Telecom and telco equipment» vom 23. April 2020. Autoren: Mark Diethelm, Michal Lichvar, Arben Hasanaj

  

 

  

 

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