Eine schwächere Wirtschaft muss für die Börse nicht unbedingt schlecht sein

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05.12.2022 von Dan Scott Lesezeit: 2 Minute(n)

Makroökonomisches Update für den Monat Dezember 2022

Die Rezession kommt näher – dies zeichnet sich immer deutlicher ab. Die Inflation dürfte sich weiter abschwächen und die Notenbanken dürften ihre restriktive Politik bald lockern.

Für die Märkte sind dies nicht unbedingt negative Signale. Wir bleiben verhalten optimistisch und halten an unseren Übergewichten bei Aktien, Staatsanleihen und Gold fest.


Das monatliche CIO-Update analysiert das aktuelle Marktumfeld und deckt dessen Hintergründe auf. Es präsentierten Dan Scott, Head Multi Asset, und Michaela Huber, Investment Strategist.

  

 

Vier Punkte, die unsere Sichtweise stützen

Schon seit längerem steht eine Rezession im Raum, jetzt wird sie immer deutlicher. Darauf weisen gleich vier Indikatoren hin:

  1. Die US-Renditekurve ist stark invertiert, was ein sehr zuverlässiger Vorbote für den Abschwung ist.
  2. Die Einkaufsmanagerindizes haben sich stark abgeschwächt und liegen nun deutlich unter der 50 Punkte-Linie, was ebenfalls auf eine Kontraktion hindeutet. Da diese Indizes der Zentralbankpolitik in der Regel um 15 Monate hinterherhinken, dürfte sich die Wirtschaft in nächster Zeit sogar noch stärker abkühlen.
  3. Alle bisherigen Zinserhöhungen der US-Fed haben sich mit einer leichten Verzögerung auf zinsempfindliche Sektoren wie zum Beispiel den Immobilienmarkt ausgewirkt. Dies zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass in den USA die Hauspreise erstmals seit 2012 gesunken sind. Gleichzeitig ist aber auch die Kreditvergabe wieder strenger geworden.
  4. Die angeschlagene chinesische Wirtschaft belastet das globale Wachstum zusätzlich.

Diese Aussichten beeinflussen natürlich auch die Inflation. Zusammen mit der restriktiven Geldpolitik deutet die sich anbahnende Rezession auf eine sinkende Inflation hin. Wir erwarten eine geringere nachfragebedingte Inflation, eine Normalisierung der globalen Lieferketten und tiefere Preise für ganz bestimmte Güter (bei den US-Gebrauchtwagen ist Leitindikatoren zufolge sogar eine Deflation abzusehen).

Ebenfalls weisen die Zeichen darauf hin, dass sich der US-Arbeitsmarkt abkühlt. Dies senkt den Lohndruck und deckelt die Dienstleistungspreise.

Die Inflation wiederum beeinflusst die Notenbanken. Diese dürfen nach den starken Zinserhöhungen in den letzten Monaten wieder deutlich unterstützender werden. Die US-Fed hat die Zinsen in der Vergangenheit über die Inflation hinaus angehoben, ehe sie wieder unterstützender geworden ist. Gut möglich, dass die Zinserhöhungen bereits im 1. Quartal 2023 ihr Ende finden.

Ein Blick zurück in die 1970er- und 1980er-Jahre zeigt, dass zwischen der letzten Zinserhöhung und der ersten Zinssenkung nur jeweils ein bis zwei Monate vergangen sind. Steigt nun die Arbeitslosenquote an, wovon wir derzeit ausgehen, dürfte die Fed rasch reagieren.

Aus Anlegersicht ist eine schwächelnde Wirtschaft nicht unbedingt schlecht für die Renditen. Wir bei Vontobel halten an unserem Übergewicht an Aktien fest. Der Grund dafür ist, dass wir denken, dass der Markt schon sehr vieles eingepreist hat. Sollten die Zinsen nicht mehr steigen oder gar wieder sinken, wäre dies ein positives Signal für den Aktienmarkt.

Doch unserer Meinung nach dürfte 2023 vor allem ein Obligationenjahr werden. Schon jetzt halten wir ein Übergewicht an Staatsanleihen. Die gegenwärtige Lage spricht für eine längere Duration.

Ebenfalls halten wir an unserem Übergewicht an Gold fest. Einerseits, weil es als Versicherung dient, andererseits, weil wir von einem schwächeren Dollarkurs ausgehen, was Gold historisch betrachtet oft zugutegekommen ist.

  

  

  

 

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