Whitepaper zum Machtpoker China vs. USA
Wer wird die Supermacht im digitalen Zeitalter? Und wie? 3 Szenarien von Eskalation bis Deeskalation.
Bereits im März, als Elizabeth Warren, die Senatorin von Massachusetts und mögliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, versprach, die grossen Tech-Konzerne zu zerschlagen, wenn sie in das Weisse Haus gewählt würde, schien ihre Idee realistisch. Im Juli wurde sie zur Tatsache: Das US-Justizministerium eröffnete nach ähnlichen Vorschlägen der Federal Trade Commission (FTC) und des Kongresses eine umfassende kartellrechtliche Überprüfung von Amazon, Apple, Facebook und Google.
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Seitdem weisen Mark Zuckerberg und Facebook immer öfter auf die Bedrohung durch die chinesische Technologieherrschaft hin und warnen in zahlreichen Gesprächen und Interviews, dass "dieses Land nicht die Werte vertritt, die wir haben". Zuckerbergs Aussagen wurden aufgefasst wie: "Natürlich, was soll er auch anderes sagen?" Aber in einem Punkt hat er recht. Laut der VC-Firma Kleiner Perkins Caufield & Byers kommen aus China seit 2018 neun der 20 weltweit grössten Technologieriesen. Dazu gehört Tencent, die in Shenzhen ansässige Social-Networking-Site, die 2018 eine Milliarde monatliche Nutzer hatte, während ihr Instant-Messaging-Dienst 820 Millionen User aufwies - ungefähr so viel wie die Gesamtbevölkerung der USA und der Europäischen Union zusammen. Alibaba, der weltweit grösste Online-Händler, der mehr als doppelt so viele Verkäufe verzeichnet wie Amazon und eBay zusammen; sowie Chinas Top-Suchmaschine Baidu, der Smartphone-Riese Xiaomi und China Mobile, mit 800 Millionen Kunden die grösste Telefongesellschaft der Welt.
Wieviel mächtiger würde also China werden, wenn die amerikanischen Riesen fallen? In seinem kürzlich erschienenen Buch "Curse of Bigness: Kartellrecht im neuen goldenen Zeitalter" argumentiert der Professor der Columbia Law School, Tim Wu, dass eine enorme Kluft zwischen den Monopolisten und ihren Arbeitern zu einem neuen Faschismus führen könnte. Er führt an, dass US-Präsident Franklin D. Roosevelt damals die US-Monopole aufgelöst habe - um der Demokratie willen. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten sich deutsche Unternehmen gegenüber britischen und amerikanischen Konkurrenten benachteiligt gefühlt, und deutsche Monopolisten begannen zu glauben, Hitler würde ihnen zu neuer Grösse verhelfen. "Eine solche Macht-Konzentration ist nur möglich, wenn sie vom auch Staat gewollt ist", schreibt Wu. "In einer Gesellschaft, die auf Dezentralisierung setzt, ist dies so gut wie unmöglich."
Heute hat sich eine vielschichtige Debatte um den Kampf der US-Tech-Giganten gegen die chinesischen Mitbewerber entwickelt. "Es besteht kein Zweifel daran, dass grosse Technologieunternehmen zunehmend zu einer Bedrohung für die Innovationskraft werden", so der Partner einer Venture-Capital-Firma aus dem Silicon Valley. „Technologiegiganten versuchen, Start-ups zu zerstören, indem sie sie kopieren, oder sie frühzeitig aufkaufen, um eine Bedrohung auszuschliessen. Damit kommt es zu einem Oligopol. Doch, wenn man die Mächtigen schwächt, wer soll dann eine Nation gegen die chinesischen Giganten wie Tencent verteidigen? Damit nehmen Sie Ihre stärksten Spieler vom Brett?"
Nicol Turner Lee, leitende Mitarbeiterin für Technologie und Innovation an der Brookings Institution, erklärt dies mit dem Wettlauf, wer der erste in der datengetriebenen Welt der KI und autonomen Fahrzeuge ist. "Das Argument, dass die USA ins Hintertreffen geraten könnten, hat eine gewisse Logik", sagt sie. "Wer zuerst dort ankommt, hat den besten Zugang zu den Patenten und der Technologie, mit der diese Systeme betrieben werden." China hat riesige Summen an Forschungs- und Entwicklungsgelder in Quantencomputer und KI gesteckt.
"Wo sich die USA und China unterscheiden, ist die Möglichkeit der Chinesen, alle zur Verfügung stehenden Daten zu nutzen, die zu einer Innovation beizutragen. Die US-Vorschriften sind strenger", sagt Lee. „Aber nichts davon darf als Entschuldigung für Tech-Unternehmen herhalten, um die Verletzung der Privatsphäre, der Datensicherheit und der Ausbeutung von ausländischen Arbeitern zu rechtfertigen.“
Anti-Überwachungsaktivisten sind entsetzt über die China-Debatte. "Mark Zuckerberg meint, wenn wir Facebook auflösen oder schwächen, wird ein chinesisches Unternehmen einfach die Kontrolle darüber übernehmen. Deshalb müsse man Monopolisten stärken", sagt Clare Birchall, Wissenschaftlerin am University College London und Autorin von "Überwachung: The Gefahren des offenen Teilens und verdeckten Sammelns von Daten". „Wenn Sie dieser Argumentation folgen, geraten Sie in ein gefährliches Fahrwasser. Sie sollten das Überwachungsmonopol nicht als Grund dafür hochhalten, das Antimonopol und die demokratischen Regeln zu untergraben."
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Stephen Armstrong ist Autor von WIRED, UK
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