E-Mobilität: Mit «Turbo» in Richtung Nachhaltigkeit
11 neue Elektrofahrzeuge für 2020 – und eine Clean-Tech-Zukunft
In den vergangenen Jahren hatten die grossen internationalen Auto-Hersteller ein grosses Ziel: möglichst schnell zu Tesla aufzuschliessen. In diesem Jahr werden wir nun eine ganze Reihe neuer E-Modelle auf den europäischen Strassen zu sehen bekommen – für jeden Bedarf und jeden Geldbeutel.
Die vorgestellten Modelle auf einen Blick:
- Aston Martin Rapide E
- Audi e-tron GT
- BMW iX3
- Mercedes-Benz EQV
- Mini-Electric
- Polestar 2
- Rivian R1T-Truck
- Porsche Taycan
- Volvo XC40 electric
- Volkswagen ID.3
- Lotus Evija
Aston Martin Rapide E
Schon jetzt kann man den ersten vollelektrischen Sportwagen von Aston Martin bestellen, den auch James Bond im neuen Film «No Time to Die» fährt. Allerdings müssen sich die Käufer beeilen, da die Produktion auf 155 Fahrzeuge beschränkt ist (der Renner fährt 155 Meilen pro Stunde, also 250km/h schnell). Der zukünftige Besitzer erhält seinen Aston mit einem Lithium-Ionen-Akku mit 65kWh und 5.600 Zellen, der die Elektromotoren mit 602 PS drehen lässt. Seine Leistung wird die des V12 Rapide AMR noch übertreffen, was bedeutet, dass er von 0 bis 100km/h in weniger als vier Sekunden spurtet. Für seine durchschnittliche Reichweite von 320 Kilometer kann der Rapide E mit einem 50kW-Ladegerät binnen einer Stunde aufgeladen werden.
Audi e-tron GT
Der e-Tron GT von Audi wird das dritte vollelektrische Auto der Marke aus Ingolstadt sein. Zwei Elektromotoren sorgen für Allradantrieb und 590 PS. Aus dem Stand spurtet er in nur 3,5 Sekunden auf 100km/h und «fliegt» dann weiter bis zu seiner (geregelten) Höchstgeschwindigkeit von 240km/h. Die durchschnittliche Reichweite beträgt in etwa 400 Kilometer, wobei eine 80-prozentige Aufladung über das 800-Volt-Ladesystem in nur 20 Minuten möglich ist. Das Modell wird Ende 2020 auf den Markt kommen, zusammen mit dem e-tron SUV und dem e-tron Sportback Crossover. Was der Slogan «entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Porsche» bedeutet? Das heisst schlicht, dass es sich im Grunde um einen modifizierten Porsche Taycan handelt. Das System der Bremsenergie-Rückgewinnung benötigt bis zu 0,3 g keine der Keramikscheibenbremsen, sondern führt die Energie über den Motor in die Batterie zurück. Das Gleiche geschieht beim Herunterschalten mit den Gang-Paddles. Um sich seine volle ökologische Glaubwürdigkeit zu erhalten, ist der GT mit einem veganen Innenraum ausgestattet.
BMW iX3
Das erste vollelektrische SUV von BMW ist im Grunde ein neu gestalteter X3 mit einem modularen Elektro-Antriebsstrang, bei dem Motor, Getriebe und Leistungselektrik in einer einzigen Komponente zusammengefasst sind. Die Batterie hat eine Kapazität von über 70kWh, was eine durchschnittliche Reichweite von über 400 Kilometer ermöglicht. Der iX3 verfügt über 268 PS und benötigt mit einem 150kW-Schnellladegerät nur 30 Minuten, um wieder vollgeladen zu sein. Anders als der i3 von BMW wurde der iX3 nicht speziell als Elektrofahrzeug konzipiert, sondern aus der bestehenden Architektur heraus entwickelt und mit einem elektrischen Antriebsstrang ausgestattet. Diese Produktionsmethode verschafft BMW eine grössere Flexibilität bei der Herstellung und ermöglicht es den Münchnern, Hybrid- und E-Versionen zukünftiger Modelle auf dem gleichen Band zu montieren.
Mercedes-Benz EQV
Der Mercedes EQV ist ein elektrischer Premium-Van, der eine praktische Alternative zu den elektrischen Sportwagen und City-Mobilen darstellt. Das mag seltsam klingen, aber die Grösse des Transporters macht ihn zu einem perfekten Kandidaten für die Elektrifizierung. Die grossen Batterien haben in der Bodengruppe reichlich Platz. Für den EQV bietet Mercedes neben einer breiten Palette an Sitzoptionen eine 100kWh-Batterie mit einer Reichweite von 400 Kilometern an, die in nur 15 Minuten Ladezeit für weitere 100 Kilometer reicht. Am anderen Ende des E-Spektrums bringt die Mercedes-Marke Smart zwei neue Stadtautos der Reihe «EQ» auf die Strasse, den EQ fortwo und den EQ forfour. Beide Modelle werden im Frühjahr ausgeliefert. Jedes Modell hat eine ungefähre Reichweite von 145 Kilometern, bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 130km/h und «tankt» seine Batterien mit 22kW-Schnelladung in weniger als 40 Minuten wieder auf 80 Prozent.
Mini Electric
Wenn er im März 2020 auf den Markt kommt, wird der Mini Electric das günstigste, komplette E-Mobil der BMW Group sein, das weniger als der BMW i3 kostet. Das Auto wird in 7,3 Sekunden von 0 auf 100km/h spurten und mit einer maximalen Leistung von 184 PS und einem Drehmoment von 270Nm aufwarten. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150km/h begrenzt, die durchschnittliche Reichweite wird zwischen 200 und 240 Kilometer betragen. An einer 50kW-Schnellladestation kann das Auto in nur 35 Minuten bis zu 80 Prozent aufgeladen werden. Highlights des Mini sind das digitale Armaturenbrett in unterschiedlichen Farben, sowie der zentrale 6,5-Zoll-Touchscreen und das optionale Harmon Kardon-Soundsystem.
Polestar 2
Das zweite Fahrzeug der Volvo-Tochter Polestar wird ein vollwertiges Elektrofahrzeug mit einem 408 PS Allradantrieb, einer Langstreckenbatterie für 500km Fahrleistung im Testzyklus und den gleichen Individualisierungs-Varianten wie beim Polestar 1 sein. Den Sprint von 0 bis 100km/h schaffen die zwei Elektromotoren, die quer über beide Achsen montiert sind, in 4,7 Sekunden. Im Inneren des Polestar 2 wird auch das erste 11-Zoll-Android-Infotainment-System installiert sein. Das Fahrzeug ist so konzipiert, dass es für mehrere Nutzer funktioniert. Der aktuelle Fahrer kann über die «Phone-as-Key»-Technologie den Schlüssel an ein anderes Telefon «senden».
Rivian R1T-Truck
Neben dem R1S – einem siebensitzigen SUV mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometer – bringt der US-amerikanische Hersteller Rivian Ende 2020 auch diesen fünfsitzigen Pick-up auf den Markt, der auf der gleichen Plattform gefertigt wird. Es gibt drei Batterie-Grössen für beide Modelle – 105kWh, 135kWh und 180kWh – mit Reichweiten über 370, 480 und 600 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200km/h. Das Armaturenbrett ist mit einem 15,6-Zoll-Touchscreen, einem 12,3-Zoll-Display als Kombiinstrument und einem 6,8-Zoll-Touchscreen für die Fondpassagiere ausgestattet. Der Pick-up verfügt über eine Wattiefe von einem Meter, abschliessbare Ablagefächer auf der Ladefläche und ein Allradsystem, das von einem Motor pro Rad angetrieben wird.
Porsche Taycan
Die Tatsache, dass sogar Porsche in den reinen Elektroantrieb einsteigt, spricht Bände. Der mit Spannung erwartete Taycan ist eine viertürige, fünfsitzige Limousine mit einem Elektromotor pro Achse. Mit variablem Allradantrieb und einer durchschnittlichen Reichweite von bis zu 450 Kilometern. Kurioserweise erscheint der Taycan sowohl in einer Turbo- als auch in der Turbo S-Ausführung, obwohl man einen Elektromotor ja schwerlich «aufladen» kann. Zusätzlich wird ein kleineres, nicht «Turbo»-Modell in die Palette mit aufgenommen. Ende 2020 wird dieselbe Plattform für eine Variante verwendet werden, die derzeit noch Cross Turismo genannt wird – ein Taycan mit einer klobigeren, grösseren Karosserie. Der Taycan Turbo S leistet normalerweise 460kW (616 PS), kann aber mit einer Overboost-Funktion für 2,5 Sekunden auf 560kW (750 PS) katapultiert werden. Das maximale Drehmoment beträgt dabei 1.050Nm. Diese elektrische Rakete schiesst ihren Fahrer in 2,8 Sekunden von 0 auf 100km/h und bis auf abgeriegelte 260km/h.
Volvo XC40 electric
Volvo hat mit dem XC40-Crossover bereits grosse Erfolge eingefahren. So ist es keine Überraschung, dass sich das Unternehmen bei der Einführung des XC40 electric auf das elektrische Know-how der Schwestermarke Polestar verlässt. Der batteriebetriebene XC40 wird der erste Volvo mit reinem Elektroantrieb sein. Der schwedische Hersteller plant, bis 2025 die Hälfte seiner Fahrzeuge als E-Varianten auszuliefern. Wer nicht komplett auf Elektro vertrauen möchte, kann nun auch einen XC40 T5 Benzin-Elektro-Plug-in-Hybriden erwerben. Das Auto wird auf einer neuen Plattform gebaut, die sich Compact Modular Architecture nennt und auch bei den Modellen 01, 02 und 03 von Lynk & Co (einer anderen Marke der Volvo-Muttergesellschaft Geely) zum Einsatz kommt.
Volkswagen ID.3
Volkswagen bringt eine bunte Palette von Elektroautos an den Start, aber dies ist vielleicht das wichtigste Modell. Der erschwingliche ID.3, den es in drei Versionen geben wird, sieht dem Golf sehr ähnlich. Tatsächlich hat er nach Angaben des Unternehmens innen die Grösse eines Passats und unter der Haube die Leistung eines Golf GTI. Das Basismodell verfügt über eine Reichweite von 330 Kilometer, während die grösste Version 550 Kilometer weit kommt. Im Inneren ersetzt ein 10-Zoll-Infotainmentbildschirm die meisten Tasten und Schalter, da alle Funktionen mit Ausnahme der Fenster über den Touchscreen oder berührungsempfindliche Pads gesteuert werden. Volkswagen kommuniziert, dass es bis 2028 insgesamt 15 Millionen Fahrzeuge auf Basis dieser ID-Hardware produzieren wird.
Lotus Evija
Der erste elektrische Lotus wird voraussichtlich über 2.3 Millionen Euro kosten, sobald die Produktion der 130 Exemplare im Jahr 2020 angelaufen ist. Dank der gewaltigen Investitionen der chinesischen Eigentümer Geely (auch Eigentümer von Volvo und Polestar) verfügt Lotus nun über die Ressourcen, um ein elektrisches Hypercar mit einer beachtlichen Leistung auf die Räder zu stellen: 2.000 PS Leistung; 1.700 Nm Drehmoment; 0 bis 300km/h in weniger als neun Sekunden (fünf Sekunden schneller als ein Bugatti Chiron); 0 bis 100km/h in weniger als drei Sekunden; Höchstgeschwindigkeit über 320km/h. Darüber hinaus verfügt der Evija über vier Elektromotoren – zwei pro Achse –, die von einem 70kWh starken und 680kg schweren Batteriepaket angetrieben werden. Die Batterien sind dabei nicht in der Bodengruppe, sondern hinter den Sitzen verbaut. Die Bodenfreiheit wurde so auf 10,5 Zentimeter abgesenkt. Der Lotus soll mit einer elektrischen Vollladung durchschnittlich 400 Kilometer weit kommen.
Über den Autor
Jeremy White ist verantwortlicher Redakteur von Wired UK