Megatrend «Demogafie & Urbanisierung»
Die Weltbevölkerung wächst. Und mir ihr die Anforderungen an die Infrastruktur, das Gesundheitswesen oder die Nahrungsmittelversorgung. Was heisst das für Investoren?
Das vom niederländischen Erfinder Boyan Slat entworfene Gerät zur Ozeanreinigung hat nach mehreren Fehlversuchen endlich seine ersten Plastikteile aufgesammelt. Doch Erfindungen wie diese sind nur der berühmte Tropfen auf den heissen Stein der gigantischen Plastikmüll-Verschmutzung in den Weltmeeren.
Von
Laurie Clarke,
Journalistin im Schittbereich von Technologie und Business mit Artikeln für Wired, The Register und weitere mehr.
Ihre Recherche veröffentlichen wir hier als Teil unserer Publishing Partnership mit Wired UK.
Das Problem ist, dass Kunststoffe, die sich erst einmal im Meer befinden, nicht mehr so einfach zu entfernen sind. Plastik wird nicht biologisch abgebaut, sondern nur in immer winzigere Teile zerkleinert. Und damit gelangen die in die Nahrungsketten der Meeresbewohner und in unsere Süsswassersysteme. Und das ist auch das grösste Problem für Maschinen jeder Art, die zur Reinigung des Wassers eingesetzt werden. «Der zerkleinerte Kunststoff - wie entfernt man etwas so Kleines?», fragt Imogen Napper, ein Meeresforscher, der sich mit den Kunststoffabfällen im Meer beschäftigt. «Es ist wie der Versuch, eine Nadel im Heuhaufen zu finden und diese Nadel dann zu entfernen.»
Jährlich werden über 300 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt, und acht Millionen Tonnen davon gelangen in unsere Ozeane. Das Beste, was die Menschheit dabei noch tun kann, ist zu verhindern, dass der Plastikmüll auch in unsere Wasserversorgungen gespült wird.
Doch was sind die effektivsten Methoden, um dies zu verhindern? Mit einem Plastikstrohhalm zu trinken oder seine Einkäufe in dünnen Plastiktüten nach Hause zu tragen, ist mittlerweile absolut verpönt. Aber während albtraumhafte Bilder der 700.000 km² grossen schwimmenden Müllhalde in unser kollektives Bewusstsein eingedrungen sind, haben wir die ganze Zeit mit dem Finger auf die falschen Täter gezeigt?
Es wird geschätzt, dass, wenn alle Plastikstrohhalme, die die Strände der Welt bedecken, in den Ozean gespült würden, sie immer noch nur 0,03 Prozent des Plastikmülls des Ozeans ausmachen würden. Was macht wesentlich mehr als 20 Prozent der Meeresabfälle aus? Fischereibedarf! Hier sind einige der grössten Verursacher von Plastikmüll, mit denen wir weniger vertraut sind, und welche Massnahmen wir ergreifen können, um diese einzudämmen.
Die eindringlichen Bilder von dieser schwimmenden Müllhalde begleiten die Schlagzeilen über unser unstillbares Verlangen nach Einweg-Plastikflaschen und -verpackungen. Tatsächlich aber besteht das Treibgut in den Meeren hauptsächlich aus Netzen und Leinen, die den höchsten Anteil an Kunststoff in den Gewässern ausmachen.
«Nach vorsichtigen Schätzungen gehen weltweit jährlich 640.000 bis 800.000 Tonnen Fischereiausrüstung verloren, was in unseren Ozeanen für mindestens 10 Prozent aller Plastikverschmutzungen und möglicherweise für bis zu 70 Prozent aller Makrokunststoffe sorgen könnte», sagt George Leonard, leitender Wissenschaftler bei der gemeinnützigen Umweltschutzorganisation Ocean Conservancy. Die weltweit relativ übereinstimmende Rechnung besagt, dass 20 Prozent des Mülls aus der Fischerei und 80 Prozent vom Festland stammen.
Gemäss einer in Scientific Reports veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2018 bestehen in Sachen Gewicht 46 Prozent der Verschmutzungen aus Fischernetzen. Der Rest besteht hauptsächlich aus anderen «Ausrüstungsgegenständen» wie Aalfallen, Körben und Angelseilen. Experten gehen davon aus, dass 20 Prozent der Abfälle vom japanischen Tsunami 2011 weggespült wurden.
Müssen wir wirklich auf unsere Lieblingsgerichte mit Fisch und Meeresfrüchten verzichten, um die Situation zu verbessern? Die Einführung einfacher Nachhaltigkeitsmassnahmen in der Fischereiindustrie könnte einen enormen Einfluss auf das Problem haben. Es ist wahrscheinlich, dass Fischer kaputte und nicht mehr benutzte Netze wegwerfen. Dies liegt natürlich daran, dass das Entsorgen oder Recyceln von Netzen kostspieliger ist, als das schlichte Versenken im Meer. Hier müsste man dringend im Bewusstsein der Fischer ansetzen.
Boote könnten gezwungen werden, die Anzahl der Netze, die sie an Bord haben, zu registrieren. Man müsste kontrollieren, ob sie mit derselben Anzahl wieder einlaufen. Andernfalls würden Bussgelder verhängt. Eine andere Idee, die von Umweltverbänden vorgeschlagen wurde, ist die Installation von GPS-Trackern in den Netzen, um dadurch die zugehörigen Boote zu identifizieren. Somit könnten die nicht mehr ungestraft davonkommen.
Einige Unternehmen wie Healthy Seas in Slowenien arbeiten daran, Fischernetze zu recyceln. Die Infrastruktur in den Häfen ist jedoch nicht gut genug, um dies zu gewährleisten. Es ist klar, dass diese Rechtsvorschriften ordnungsgemäss durchgesetzt werden müssten. Freiwillige Verpflichtungen, die in der Fischereiindustrie eingeführt wurden, haben wenig dazu beigetragen, die Dinge zu ändern.
«Ich verstehe, warum Fischer Plastik verwenden: Es ist extrem haltbar und zuverlässiger als Leinen aus Naturfasern», sagt Napper. «Wir müssen bei dieser Problematik mit den Fischern zusammenarbeiten, damit die Abfälle auf dem Boot bleiben und nicht im Meer landen. Ausserdem müssen wir prüfen, wann Seile ausgetauscht werden müssen, um das Zersplittern in Mikroplastik zu verhindern. Diese Stoffe geraten direkt ins Wasser.»
Auf der Bühne der allgemeinen Klima-Empörung stehen Autos schon lange am Pranger. Hauptsächlich natürlich wegen ihres CO2-Ausstosses. Nun aber stellt sich heraus, dass Fahrzeuge noch eine weitere Gefahr für die Umwelt darstellen - durch ihre Reifen. Ende 2018 zeigte ein von der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth in Auftrag gegebener Bericht, dass Fahrzeugreifen tatsächlich die grösste Quelle für Plastikverschmutzung in britischen Flüssen und Meeren sind. Aber nicht, weil die Pneus wahllos in Flüsse oder Ozeane geworfen würden, sondern durch einen noch heimtückischeren Schädling: Mikroplastik.
Obwohl wir der Meinung sind, dass Reifen aus «Gummi» gefertigt werden, bestehen sie tatsächlich aus einer Mischung aus Kunststoffen, synthetischen Materialien und Chemikalien. Wenn die Reifen mit der Zeit abgenutzt sind, verschmutzen Materialfetzen die Strasse und spülen sich bei Regen in Bäche und Flüsse. Der Bericht ergab, dass europaweit jährlich eine halbe Million Tonnen Reifenverschleissteile freigesetzt werden. Dazu trägt beispielsweise Grossbritannien rund 68.000 Tonnen bei, und davon gelangen 19.000 Tonnen mikroplastische Reifenverschmutzung in Gewässer und Meere.
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